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George R. R. Martin (Hrsg.): Wild Cards 2 - Asse und Joker. München: Heyne, 1996. 316 S. ISBN 3-453-10926-2 (nicht mehr lieferbar/aus dem Programm genommen)

Nachdem im ersten Wild Cards-Roman von der Entstehung der Asse und Joker durch den Wild Card-Virus und von den Problemen berichtet wurde, die die ersten bekannten vier Asse in den 50er Jahren, während der McCarthy-Ära hatten und die dafür sorgte, daß sich der einzige Experte in Sachen Wild Card-Virus, der Außerirdische namens Dr. Tachyon, aus dem öffentlichen Leben zurückzog, erweitert der zweite Band das Wild Cards-Universum um viele weitere Charaktere, die sich je nachdem lieber im Hintergrund aufhalten oder sich in den Vordergrund und den Blick der Öffentlichkeit schieben. Es sind darunter viele neue Asse, die ihre Fähigkeiten zum Wohl der Menschen und zum Wohle der Joker einsetzen, es sind aber auch Charaktere darunter, die in Jokertown, einem ganz bestimmten Viertel von New York, in dem die vom Virus Verunstalteten unter sich sind, ihre eigenen Interessen verfolgen. Außerdem wird in diesem Band ein langer Zeitraum überbrückt und so werden wir auch zu Zeugen von einem weiteren Stück amerikanischer Geschichte, die auch von den Assen und Jokern nicht unberührt bleibt. Am Ende befinden wir uns dann in den 80ern und sind ganz gespannt, wie die Geschichten um die neuen liebgewordenen Helden wie "Turtle", der es schafft, Dr. Tachyon wieder zu motivieren, so daß dieser eine eigene Klinik in Jokertown eröffnet, und zwielichtige Charaktere wie der Zuhälter Fortunato und der schlagkräftige Bogenschütze namens Brennan, die ziemlich weit gehen müssen, um ihre Gegner zu schlagen, weitergehen. Wir lernen aber auch viele Randfiguren kennen, die eigentlich fern von dem Rummel Jokertowns ein einfaches Leben zu leben versuchen, die aber dann doch irgendwie ihren Platz in dieser Kurzgeschichtensammlung finden. Endlich betritt auch ein richtig böser Typ die Szene, der wohl noch in der Zukunft der Asse und Joker eine große Rolle spielen wird. Es ist ein machtgeiler Senator und talentierter Manipulator namens der "Puppetmaster", der die Jokerunruhen Anfang der 80er für seine Zwecke zu nutzen versucht.

Die Autoren dieser Geschichten nutzen auch gerne ganz bekannte urbane Legenden, wie der berühmte Alligator in der Kanalisation für ihre Geschichten. Kurzum, diese zweite Band ist voll von höchst unterschiedlichen Geschichten, in denen aber immer mal wieder ein paar bekannte Gesichter auftauchen. Und so scheint bei "Wild Cards" der Versuch, sehr vielschichtige Kurzgeschichtensammlungen zu schaffen, in denen viele Autoren ihre Geschichten für ein vorher festgelegtes Universum schreiben, gut zu funktionieren. Man muß aber gespannt sein, wie dieses Universum weiterentwickelt wird, wenn wir die heutige Gegenwart erreicht haben und da diese Geschichten bereits 1986 in der USA veröffentlicht wurden, haben wir mit dem Ende dieses Bandes genau diesen Zeitpunkt schon fast erreicht.