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E. B. White: Klein Stuart, Zeichnungen: Garth Williams, Zürich: Diogenes, 2000. 151 S. ISBN 3-257-23147-4

E. B. White: Wilbur und Charlotte, Zeichnungen: Garth Williams, Zürich: Diogenes, 2000. 159 S. ISBN 3-257-00577-6

Kinderbücher zu schreiben ist eine Kunst für sich. Man sollte verstehen, was ein Kind begeistern könnte und wenn man auch noch ein bißchen Weisheit und Wissen an seine Leserschaft weitergibt und diese auch nicht wirklich anlügt, dann hat man schon einen großen Erfolg zu verzeichnen. In den beiden Büchern von E. B. White finden wir diese Kunstfertigkeit eines weisen Erzählers. Mit dem Kind Klein Stuart, das halt nicht als Mensch zur Welt kommt, sondern als Maus, erleben die Leser die Welt und das Familienleben aus einer ganz anderen und teils sehr abenteuerlichen Perspektive. Stuart muß sich nicht nur gegen den Hauskater Schneeball verteidigen, sondern er darf auch an einem Modellschiffwettrennen als Steuermann teilnehmen und sogar als Aushilfslehrer über eine sehr gerechte Form der Politik sprechen. Und ganz am Ende, wenn die Maus auf seiner Suche nach dem Vogel Margalo nach Norden aufbricht, dann kommt selbst bei einem erwachsenen Leser sehr viel Fernweh auf.

Und nein, ich bin nicht durch eine der beiden Verfilmung auf "Klein Stuart" aufmerksam geworden, die sich auch meiner Annahme nach nur der einen oder anderen Idee des Buches bedienen, sondern durch die eine und andere Passage im Buch "Die vierte Hand" von John Irving, in denen die Hauptpersonen durch das Vorlesen aus den Büchern von E.B. White die eine oder andere zwischenmenschliche Beziehung aufwerten.

In "Wilbur und Charlotte" geht es um eine außergewöhnliche und sehr hingebungsvolle Freundschaft zwischen einem Schwein und einer Spinne. Dabei zeigt sich, daß Spinnen gar nicht ekelhaft sind, sondern nur ihrer Natur und ihrer Fähigkeiten wegen anderen Insekten eine Falle stellen, um sie später auszusaugen. Diese Taten machen sie nicht gerade sympathisch, doch sagt dieses nichts über ihre eigentliche Güte und Intelligenz aus. Und da Charlotte eine sehr schlaue Spinne ist, schafft sie es, das Leben von Wilbur, der als Mastschwein ja irgendwann als Braten oder Schinken auf dem einen oder anderen Teller zu landen droht, zu verlängern. Eigentlich schafft es die Spinne sogar, daß Wilbur zu einem der meist beachtesten Tiere überhaupt wird. Auch sonst beschreibt uns E.B. White das Leben im Stall auf eine geradezu realistische Art und Weise. Es geht um Tod, Geburt, Zusammenhalt und Liebe. Große Themen sind es also, die er da aufs Papier bringt.

Irgendwie gibt dieser Autor aber auch dem erwachsenen Leser, der sich dieser Bücher annimmt, eine ganze Menge. Dies mag an seiner unaufdringlichen Erzählweise und seiner Fähigkeit liegen, in dem Alltäglichen viel Besonderes zu entdecken. Vielleicht sollte man aber auch nur ab und an mit Hilfe solcher Geschichten sich mal wieder in seine Kinderzeit zurückversetzen, in denen man noch hören und verstehen konnte, wenn die Tiere miteinander gesprochen haben. Außerdem werden diese beiden Geschichten auch noch durch die Zeichnungen aus der Feder von Garth Williams aufgewertet, der es sehr gut versteht, die passenden Schlüsselszenen eines jeden Kapitels in ein einfaches Bild zu packen. Wie E.B. White arbeitete auch Garth Williams lange Jahre über für den "New Yorker".