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Hero
"Hero" erzählt eine anfänglich recht einfache Geschichte. Ein namenloser
Mann, der scheinbar zu großer Ehre gekommen ist, darf dorthin, wo eigentlich
kein Mensch hin darf. Er darf in den großen Saal, in dem König Qin einsam
auf seinem Thron sitzt. Diese selbsterwählte Einsamkeit hat System, da
der mächtige Mann, der den Traum von einem vereinten Kaiserreich träumt,
viele Feinde hat und sein Leben in der Vergangenheit oft von Attentätern
bedroht wurde. Deshalb darf eigentlich kein Mensch näher als hundert Schritte
an ihn herantreten. Doch unser Namenloser darf nun, als Lohn für seine
Taten, sich ihm nun auf bis zu zehn Schritte nähern. Dann bittet Quin
seinen Gast darum, ihm zu erzählen, wie er es geschafft hat, die drei
größten Feinde des Königs zu besiegen. Und so erzählt der Namenlose ihm,
wie er nach jahrelangem Training und dem Studium verschiedenster Künste
gegen den großen Attentäter Sky angetreten ist und ihn besiegt hat. Doch
der Namenlose berichtet dem König auch, daß sein Gegner durch die geheime
Liebschaft zu einer weiteren gefährlichen Attentäterin nicht ganz zu dem
mehr fähig war, was ihn eigentlich auszeichnete und genau diese Liebe
ist es auch, die ihn dann seine zwei nächsten Gegner besiegen läßt. Und
so besiegt der Namenlose dann auch Flying Snow und Broken Sword. Als er
aber mit seiner Geschichte zu Ende ist, muß der Namenlose feststellen,
daß sein Gegenüber nicht nur ein guter Zuhörer ist, sondern auch ein Mann,
der in der Lage ist, das Gehörte anzuzweifeln und in einen neuen Kontext
zu setzen, so daß daraus eine neue Version der Geschichte um die vier
mächtigen Kämpfer entsteht.
Der Film von Zhang Yimou, der nach seinem recht einfachen letzen Film
"Happy Times" nun ein neues Werk geschaffen hat, das durch opulente Bilder
und eine echten Starriege glänzt, ist eigentlich eine Hommage an die Erzähltraditionen
des asiatischen Kinos. Erst erscheint "Hero" nichts anderes zu sein, als
der Versuch der Produzenten von "Tiger and Dragon" auf den Ruhm genau
dieses Filmes aufzubauen, um die dort gezeigten Kampfkunstszenen in neuer
Wucht dem nun an solche Bilder gewöhnten und verwöhnten Betrachter zu
präsentieren. Auch daß mit Zhang Ziyi eine Schauspielerin und mit Tan
Dun der Komponist der Musik von "Tiger and Dragon" an diesem Projekt beteiligt
ist, scheint hier kein Zufall zu sein. Doch durch die Ergänzung der Darsteller
durch die durch Filme von Wong Kar-Wai bekannten Tony Leung und Maggie
Cheung und durch den auch schon in Hollywood festverankerten Jet Li, setzt
man hier auf viel Prominenz und hat mit dem profilierten Kameramann Christopher
Doyle, der schon für Wong Kar-Wai und Phillip Noyce traumhafte Bilder
auf die Leinwand brachte, einen Mann gefunden, der es schafft, die Kampfkunstbilder
und den Rest der Geschichte von "Hero" in atemberaubenden Farben und Bildkompositionen
zu fassen. Auch die Erzählweise von "Hero" erinnert, wenn die erste Variante
der Ereignisse erzählt wurde und dann immer wieder in Frage gestellt wird,
an Akira Kurosawas "Rashomon". Somit erweist sich "Hero" zwar als ein
Film, der das asiatische Erzählkino feiert, der aber durch seine Darsteller
und Bilder dieses zu neuer Größe und Würde verhilft. Mit solchen Filmen
wird es dem asiatischen Kino immer wieder gelingen, Hollywood und dem
Rest der Welt neue Wege zu zeigen und kräftige Impulse für die Zukunft
zu setzen. Und der Zuschauer darf sich dann immer wieder auf einen derartigen
Bilderrausch freuen. Es ist auch beruhigend zu erleben, daß man sich selbst
als Vielseher noch derartig begeistern lassen kann.
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