Long Walk Home

Durch die Inkraftsetzung des "Allgemeinen Kinderfürsorgegesetzes" wollte die australische Regierung das Wegzüchten der ethnischen Merkmale der Ureinwohner des Kontinents erreichen. Deshalb war es erlaubt, Kinder aus Mischlingsfamilien den Müttern wegzunehmen und zu weißen Familien zu geben oder sie in Erziehungslager zu stecken, damit sie dort auf ein Leben unter den Weißen vorbereitet werden. Die Geschichte von Molly Craig und ihren beiden Schwestern Daisy und Gracie, die durch den 1996 erschienenen Roman "Follow the Rabbit Proof Fence" bekannt wurde, berichtet von einer beispiellosen Flucht aus einem dieser Erziehungslager, die im Jahre 1931 tatsächlich gelang und von ihrem langen Marsch zurück in ihre Heimat. Als Orientierungspunkt diente den Schwestern bei ihrem langen Heimweg ein langer Zaun, der den Kontinent teilt und der den Bauern Schutz vor den in der Wildnis lebenden Tieren bieten soll. Molly schafft es wirklich, den unwegsamen Weg durch riesige Wüstengebiete und eine Länge von 1500 Meilen zu bewältigen und dies, obwohl ihre Flucht sie längst bekanntgemacht hat und obwohl die Regierung sie auch jagt und steckbrieflich suchen läßt.

Der australische Regisseur Phillip Noyce, der durch Actionkracher wie "Die Stunde der Patrioten" und "Das Kartell" bekannt wurde, scheint in diesem Jahr gleich durch zwei Filme sein Image vom typischen Hollywood-Regisseur verändern zu wollen und drehte mit "Long Walk Home" einen sehr einfachen Film, der durch seine "wahre" Geschichte und seine jungen Darstellerinnen begeistert, während er mit "Der stille Amerikaner" eine Literaturverfilmung ablieferte, die Michael Caine eine weitere Oscar-Nominierung einbrachte. Nennenswert ist auch der kurze Auftritt von Kenneth Branagh, der als gnadenloser Regierungsbeamter die Idee von der Wegzüchtung der ethnischen Merkmale der Aboriginals ausspricht und durch seine Taten und Worte auch eine Gestalt gibt. Peter Gabriel, der ja schon für "Birdy" und "Die letzte Versuchung Christi" die Musik schrieb, erzeugt für diesen Film einen teils sehr passenden Soundteppich, der aber manchmal für einen so einfach gehaltenen Film etwas zu dramatisch und zu effektvoll geworden ist. Am Ende des Films, wenn der Abspann läuft, gibt man sich aber gerne der Instrumentalfassung seines auf seinem letzten Studioalbum "Up" erschienenen Songs "Sky Blue" hin.