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25 Stunden
Was macht man, wenn man nur noch 24 Stunden Zeit hat, bevor das Leben,
das man bis dahin führte, plötzlich beendet wird, um für sieben Jahre
innerhalb von Gefängnismauern weitergelebt zu werden?
Monty Brogan, ein des Drogenhandels überführter Mann, scheint diesen letzten
Tag in Freiheit im Kreis seiner besten Freunde und seiner geliebten Freundin
verbringen zu wollen. Er trifft sich auch noch mal mit seinem Vater und
macht sich darüber einen Kopf, wer sich um seinen Hund kümmern soll. Außerdem
wurde ihm gegenüber der Verdacht geäußert, daß es seine Freundin Naturelle
war, die ihn verraten hat. Doch kann das sein? Natürlich machen sich auch
Montys Freunde so ihre Gedanken um ihre gemeinsame Vergangenheit und eine
gemeinsame Zeit nach dem Gefängnisaufenthalt. Doch wie soll diese Freundschaft
zwischen einem überführten Kriminellen und einem schüchternen Lehrer und
einem zynischen Broker die nächsten sieben Jahre überstehen? Gibt es vielleicht
doch noch eine Alternative zu dem Gefängnis? Könnte Monty nicht einfach
die Staatsgrenze überqueren und irgendwo ein neues Leben anfangen? Doch
kann ein New Yorker wirklich New York den Rücken kehren und einfach anderswo
ein neues Leben beginnen?
New York, die Stadt, in der Monty ganz zu Anfang dieses Films einen
fast toten Kampfhund in seine Obhut zu nehmen versucht, um ihn zu einem
Arzt zu bringen, ist nicht nur der Ort, an dem Monty seine letzen Stunden
in Freiheit verbringt, die Stadt selbst wird zu einer weiteren Hauptperson
und nachdem der Film eigentlich schon vor den Ereignissen des 11. September
2001 die Phase der Vorproduktion hinter sich gelassen hatte, beschloß
Spike Lee, auch "Ground Zero", dem Ort, an dem sich das World Trade Center
befand und von dem aus in der Nacht Lichtstrahlen die Form des zerstörten
Gebäudes nachzeichnen, in der Handlung einen Platz einzuräumen. Auch Monty
darf seine Meinung über die jüngsten Ereignisse herausschreien. Doch er
rechnet nicht nur mit allen Volksgruppen, die in der Stadt leben und sie
bedrohen ab, er beschimpft auch sich selbst und seine neue Lebenssituation.
Monty ist, obwohl er dies seinem ihm vertrauten Umfeld nicht zu erkennen
gibt, verzweifelt. Aber wer kann es ihm verübeln? So wie Monty aussieht,
wird er es im Gefängnis nicht leicht haben. Er war zwar kriminell, doch
sieht er nicht wie ein Gewalttäter aus und auch in seinem ganzen Auftreten
liegt nichts Bedrohliches. Daß man Edward Norton den Drogendealer trotzdem
sofort abnimmt, liegt an seinem unaufdringlichen Spiel. Egal, ob Edward
Norton einen Ex-Neonazi, einen verwirrten, jugendlichen Mörder oder einen
katholischen Priester spielt, es ist diese ehrliche Art und Würde, die
er seinen Figuren gibt und die sie sofort menschlich und glaubwürdig macht.
Und es ist dieses Spiel, das "25 Stunden" zu einem sehenswerten Film macht.
Da er nämlich nicht wie der typische Gangster aussieht, kann sich das
Publikum schneller mit Monty identifizieren und begleitet ihn gerne durch
diesen letzten Tag in Freiheit. Doch schon der Titel des Films läßt eine
wage Hoffnung erkennen, daß es ein Leben nach diesem Tag gibt und außerdem
verläßt Spike Lee ab und an diesen letzten Tag, um etwas aus der Vergangenheit
seiner Hauptperson zu erzählen.
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