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About Schmidt
Viele Menschen freuen sich, wenn sie diesen Lebensabschnitt endlich erreicht
haben, doch bei Warren Schmidt sieht dies etwas anders aus. An seinem
letzten Arbeitstag räumt er noch ein wenig auf, dann verläßt er seinen
Arbeitsplatz. Am Abend folgt die offizielle Verabschiedung und Warren
scheint dies alles gar nicht so glücklich zu machen. Zuhause weiß er nichts
mit sich anzufangen und die Marotten und Eigenheiten seiner Ehefrau, denen
er noch nie so ausgesetzt war, gefallen ihm auch gar nicht. Dann ist da
noch seine Tochter Jeannie, die sich dazu entschlossen hat, im fernen
Denver einen Nichtsnutz von Autoverkäufer zu heiraten. Nein, das Leben
ist auf einmal gar kein Spaß mehr. Auch als Warren seinen Nachfolger im
Büro einen Besuch abstattet, stellt er zu seinem Entsetzen fest, daß dieser
seinen Rat und seine Hilfe nicht will. Wieder zuhause erzählt er aber
etwas anderes. So sitzt er eines Tages vor dem Fernseher und zappt durch
die Kanäle. Bei einem Aufruf, eine Patenschaft für ein afrikanisches Kind
einzugehen, bleibt Warren hängen. Für 22 Dollar wird Warren von nun an
für eine bessere Zukunft eines Kindes von einem anderen Kontinent sorgen.
Als dann ein Antwortschreiben von der Hilfsorganisation "Childreach" ankommt,
mit der Bitte um eine Überweisung und einem persönlichen Schreiben, zögert
Warren nicht lange und er schreibt dem Jungen im Detail, wie es in ihm
aussieht. Dann kommt es zu einem wirklich tragischen Ereignis. Warrens
Ehefrau Helen liegt tot in der Küche. Sie wurde Opfer eines Hirnschlags.
Nach der Beerdigung und nach einem kurzen Streit über den baldigen Mann
seiner Tochter mit seiner Tochter und nachdem er einige Liebesbriefe seiner
Frau entdeckt, setzt sich Warren in seinen Wohnwagen und fährt einfach
los. Erst will er seine Tochter besuchen, doch dann sagt sie ihm am Telefon,
daß er ihr zur Zeit keine große Hilfe wäre, so macht sich Warren auf einen
Weg in seine Vergangenheit und immer wieder schreibt er einen Brief an
den kleinen Ndugu, um ihn über den neuesten Stand der Dinge auf dem Laufenden
zu halten.
Die erste gute Nachricht ganz zu Anfang. Nach den Dreharbeiten übernahm
die gesamte Filmcrew wirklich die Patenschaft für den kleinen Jungen,
der im Film Ndugu heißt. Die zweite gute Nachricht ist dann die, daß Jack
Nicholson Warren Schmidt nicht nur einfach sein Gesicht und seine Stimme
leiht, er scheint wirklich zu Schmidt zu werden. Und Schmidt ist anders
als andere Nicholson Charaktere. Schon in den letzten Filmen des Filmemachers
und Schauspielers Sean Penn distanzierte er sich von den stark exzentrischen
und sich in den Mittelpunkt zwängenden Typen, die Nicholson wie kaum ein
anderer zu spielen wußte. Nun im stolzen Alter von 66 Jahren spielt Nicholson
einfach einen 66jährigen und dies kann er. Natürlich aber sagt auch bei
Warren Schmidt wieder ein Mundzucken von Nicholson mehr als viele Worte
und auch Warren Schmidt hat mal so seine Aussetzer, doch die hat ja wohl
jeder mal. Ohne die feine Geschichte, die eigentlich aus der Feder des
Buchautors Louis Begley und aus den Büchern "Schmidt" und "Schmidts Bewährung"
entnommen wurde, und der souveränen Regie von Alexander Payne wäre der
Film nicht das, was er ist. Und diese Geschichte bietet neben feinster
Alltagsironie und einem Gespür für lebendige Charaktere viel an Menschenkenntnis
und Wärme. Außerdem ist Nicholson mit dieser Rolle neben Nicholas Cage
für "Adaption" und Daniel Day Lewis für "Gangs in New York" ein wirklich
heißer Anwärter für den Oscar 2003. Auch hier empfehle ich mal wieder,
den Film am besten in der englischen Originalfassung zu sehen, da Nicholsons
Stimme wirklich noch etwas mehr bietet als die Synchronisation des eigentlich
auch immer ganz herausragenden Joachim Kerzel, denn bei einer Charakterdarstellung
wie Schmidt kommt es mal wieder auf jede Nuance an.
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