Gangs of New York

New York und damit das Tor zur neuen Welt ist die eigentliche Hauptperson in diesem Drama um Rache. Denn hier passierten die Ereignisse, die den Rahmen für diesen neuen Historienfilm festlegen. Hier brachten immer neue Schiffe Millionen von Iren und anderer Europäer hin, die aus der Armut ihrer Heimat entflohen waren, um in der neuen Welt ihr Glück zu suchen. Hier stoßen sie in den Armenvierteln wie Five Points auf den Widerstand der "Einheimischen", die ihre Machtansprüche durch die neuen Bewohner nicht verlieren wollen. Und Machtkämpfe wurden zu dieser Zeit brutal und mit reiner Körperkraft ausgefochten. So stürmen auch gleich in der Anfangssequenz Männer und Frauen irischer Abstammung gegen jene in den Kampf, die Angst hatten, durch diese Zuwanderer ihr Heimrecht zu verlieren. In der Straßenschlacht metzelten sich die beide Parteien solange erbarmungslos nieder, bis einer der Anführer in seinem Blut auf dem Boden liegt. Am Ende haben die Iren nicht nur ihren Kampf, sondern auch ihren Anführer verloren. Der andere Anführer erhebt seine Stimme und würdigt den Kampf und den Gegner, er stellt dabei aber auch seinen Machtanspruch klar heraus. Bill the Butcher hat die Kontrolle und die behält er auch in den kommenden Jahren fest im Griff. Der Anführer der Iren hinterläßt einen Sohn, der nach Jahren, in denen er zum Mann gereift ist, zurück in das Viertel kommt, um sich für den Tod seines Vater zu rächen. Da Amsterdam es schnell schafft, sich einen Namen in der Schurkenhierarchie des Viertels zu machen, fällt das Interesse von Bill the Butcher auch bald auf ihn, der natürlich nicht ahnt, warum sich der junge Mann einen Platz in seiner Nähe verschaffen will. Erst einmal reift so etwas wie eine Beziehung zwischen den beiden heran, die sehr auf gegenseitigen Respekt basiert. Amsterdam macht währenddessen auch die Bekanntschaft eines sehr geschickten Diebes namens Jenny, sie scheint aber eine intime Bindung zu Bill zu pflegen und so weiß Amsterdam nicht richtig, wie er damit umgehen soll. Während die Ereignisse plötzlich und unaufhaltsam zu einer ersten echten Konfrontation der beiden Männer führen, scheint auch der Frieden in der Stadt durch die Wirren des Amerikanischen Bürgerkrieges in Gefahr zu geraten. Mit der Zwangsrekrutierung aller noch in der Stadt verbliebenen waffentauglichen Männer, von der man sich nur freikaufen kann, wenn man 300 Dollar zahlt (eine Summe, die für die damalige Zeit unvorstellbar hoch war), wächst die Bereitschaft der armen Bevölkerung für einen Aufstand, der ein ebenso blutiges Ende hat wie der Zweikampf der beiden Kontrahenten am Ende des Filmes.

Am Ende könnte man sagen, daß Martin Scorsese "nur" eine einfache Rachegeschichte erzählt. Man sollte aber auch zugeben, daß alleine die Darstellung von Daniel Day-Lewis als Bill the Butcher dreimal unser Eintrittsgeld wert ist (vor allem in der englischen Originalfassung). Dann sollte man auch zugeben, daß mit der historischen Darstellung der Stadt New York Scorsese auch einiges fürs Auge bietet. Dazu versucht er dann auch noch, am Rande der Geschichte die gesellschaftlichen Verhältnisse in der Stadt aufzuzeigen. Gut, amerikanische Historiker meldeten sich nach dem Filmstart gleich reihenweise, um die Fehler aufzuzeigen, die Herr Scorsese gemacht hat. Der Film bleibt aber trotzdem sehr nah an der Wirklichkeit und läuft daher niemals Gefahr zu einer so verwässerten und banalen Geschichtsstunde zu werden, wie es seinerzeit ein Film wie "Gladiator" war. Die Verwendung der Gewaltdarstellung in diesen Film kann man sehen wie man will. Da bleibt Scorsese sicherlich aber nah an der Wirklichkeit und diese ist eben in diesem Fall recht brutal gewesen. Sicherlich ist dieser Film zwar nicht das Meisterwerk, welches man nach der langen Produktionsdauer und all dem Gerede im Vorfeld erwartet hätte, trotzdem sollte der Kraftakt, der hinter einer solchen Großproduktion steckt, unsere Anerkennung finden.