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Besessen
Man soll es ja kaum glauben, aber es gibt mal endlich wieder einen schönen
Liebesfilm in unseren Kinos, der nicht in Kitsch untergeht, sondern mit
einer intelligenten Handlung aufwartet, bei der es nicht nur um ein Liebespaar
geht, sondern um zwei, die auch noch zeitlich fast hundertfünfzig Jahre
getrennt voneinander um ihre Liebe kämpften. Außerdem handelt es sich
bei "Besessen" um eine Literaturverfilmung nach dem gleichnamigen Roman
der Autorin Antonia S. Byatt.
Alles fängt damit an, daß sich Roland Michell, ein junger Amerikaner,
der sich als Assistent eines weltfremden Professors versucht, um den Nachlaß
des Hofdichters Henry Ash kümmern soll. In einem Buch in der British Library
findet er einen interessanten Liebesbrief, den Ash, der für seine Tugendhaftigkeit
und seine beispiellose Treue zu seiner Ehefrau bekannt ist, an eine namentlich
nicht genannten Frau verfaßt hat. Gar nicht nach den Regeln handelnd,
steckt Roland den Brief ein. Das Jagdfieber hat ihm nun gepackt und er
beschließt auf eigene Faust weitere Nachforschungen anzustellen. In Tagebuchaufzeichnungen
findet er einen Eintrag über ein Zusammentreffen, das Ash mit der berühmten
Dichterin Christabel LaMotte hat. Zwar wird Ash von Christabel wegen seiner
angeblich frauenfeindlichen Verse gerügt, doch empfinden die beiden schnell
Sympathie füreinander. Von einem Kollegen erhält er einen Tip, wie er
nun weiter vorgehen könnte. So begibt sich Roland in die Stadt Lincoln,
in der er Dr. Maud Bailey trifft, die "die" Expertin in Sachen Christabel
LaMotte ist. Sie ist nicht gerade davon begeistert, als sie von dem Briefraub
erfährt, den Roland in der Bibliothek begangen hat, außerdem kann sie
Roland einen Hieb verpassen, indem sie erklärt, daß Christabel eine lesbische
Beziehung zu der Malerin Blanche Glover führte, mit der sie auch während
des in Frage kommenden Zeitraums fest liiert war. Interessant findet Roland
aber, daß Maud eine Blutsverwandte von Christabel ist. Da Roland kein
Geld für eine Übernachtung im Hotel hat, läßt Maud ihn bei ihr übernachten.
Dabei erfährt er, daß sie mit einem gemeinsamen Bekannten liiert war.
Am nächsten Tag besuchen sie gemeinsam das alte Herrenhaus, in dem Christabel
bis zu ihrem Tod gelebt hat. In den alten Gemächern geht Roland in der
folgenden Nacht auf Wanderschaft und gemeinsam mit Maud entdecken sie
bald weitere Hinweise und Spuren. Während die Jagd nach der Wahrheit über
das Verhältnis zwischen Henry Ash und Christabel LaMotte sie nun weiter
in die Vergangenheit und von einem Ort zum nächsten Ort führt, finden
schließlich auch die beiden so unterschiedlichen Menschen zueinander.
Doch haben andere Personen, die auch an Ashs Vergangenheit interessiert
sind, Wind von der Suche bekommen und so bleibt Maud und Roland nicht
mehr viel Zeit. Und nicht jede Spur läßt sich leicht verfolgen.
Sowohl die Liebesgeschichte der beiden Suchenden als auch die in Rückblenden
erzählte Geschichte um das Dichterpaar sind mit soviel Herz, Humor und
immer neuen Wendungen gespickt, daß einem beim Anschauen einfach nicht
langweilig werden kann. Außerdem sind die Schauspieler, die da Aaron Eckert,
Jennifer Ehle, Jeremy Northam und Gwyneth Paltrow heißen, allesamt so
gut, daß sich der jeweilige Liebeszweikampf einfach schön anschauen läßt.
Außerdem behält Neil LeBute, der durch seinen außergewöhnlichen Gangsterfilm
"Nurse Betty" bekannt geworden ist, die Inszenierung sicher im Griff.
Und da wir uns auch noch fast die ganze Handlung über in England aufhalten,
ist auch genügend Platz für trockene britische Lebensweisheiten und feine
Ironie.
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