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Jalla! Jalla!
Weniger ist ja oft mehr. Statt mit einem großen Staraufgebot und Effekte
der Marke Hollywood setzt man derzeit in Skandinavien auf einfache Mittel,
um ein herausragendes Filmprodukt zu schaffen. Da werden schnell vom Filmemacher
Familie und Freunde herbeigerufen und schon hat der besessene Filmstudent,
der einen Kurzfilm nach dem anderen gemacht hat, seinen ersten Kinofilm
fertig. Und siehe da, das fertige Produkt wird von der Kritiker-Gemeinde
in aller Welt auch noch umjubelt und bestaunt.
Dem in Schweden lebenden Libanesen Josef Faes, gerade mal 24 Jahre alt,
ist dieses Kunststück gelungen. Was er uns zu zeigen hat, ist eine einfache
Geschichte zweier Freunde. Zum einen ist da Mans, der zur Zeit Probleme
in seinem Sexualleben hat. Irgendwie will da ein Teil seines Körpers nicht
mehr so, wie er es gerne hätte. Mans hat schon viel versucht, um seinen
kleinen Freund wieder in Wallung zu bringen, doch irgendwie hat bisher
nichts geklappt. Verzweifelt nimmt er da sogar die Hilfe seines Freundes
und Arbeitskollegen Roro entgegen, der ihn durch einen ihm bekannten Heiler
wieder in Schwung bringen möchte. Roro ist auch an einem entscheidenden
Wendepunkt in seinem jungen Leben angelangt. Endlich hat er sich dazu
durchgerungen, seine schwedische Freundin seiner libanesischen Familie
vorzustellen und gerade an diesem Tag hat sein Vater mit seiner Großmutter
einen eigenen Plan in die Tat umgesetzt. Roro soll mal schauen, ob er
sich nicht für die Schwester eines Restaurantbesitzers begeistern könnte,
sprich er soll Yasmin heiraten. Wie nun damit umgehen? Zum einen gibst
da noch seine Freundin und zum anderen will Yasmin eigentlich auch gar
nicht Roro heiraten, doch wenn sie sich ihrem Bruder verweigert, schickt
er sie zurück zu ihrer Familie in den Libanon. Also wird ersteinmal so
getan, als sei man mit den Hochzeitsplänen der Familie einverstanden und
vielleicht reicht es ja, wenn man die Sache lang genug vor sich hin schiebt.
Zwei Freunde mit unterschiedlichen Problemen, die ihre Arbeitskraft
dazu verwenden, die öffentlichen Parks der Stadt sauber zu halten und
außerdem pulsiert auch das ganz normale Leben um sie herum weiter. Wenn
man nach diesem Film nicht mit sehr guter Laune aus dem Kino geht, dann
ist man selber schuld. Man sollte auch nicht meinen, daß Mans Männerproblem
dazu benutzt werden, irgendwelche albernen Kalauer auf der Leinwand zu
zeigen oder einfach irgendwelche männliche Rituale zu feiern. In der Leichtigkeit
der mit einer Digitalkamera abgelichteten Handlung ist nur Platz für Geschichten
aus dem wahren Leben. Dabei ragt nicht nur die gute und real wirkende
Geschichte heraus, sondern auch die Darstellung der unverbrauchten Akteure
vor der Kamera. Da macht der Bruder des Regisseur, der den Roro spielt,
genauso eine gute Figur wie Josefs Fares Vater. Etwas so Unverbrauchtes,
erfrischend Einfaches und doch mit viel Sinn für filmische Spielereien
und gute Musik gab es selten zu sehen. Und auch ist es mal schön zu sehen,
daß sich die unterschiedlichsten Kulturkreise hier einfach blendend miteinander
verstehen. Ob aber der Film dadurch gleich den Stempel Multikulti verdient
hat, weiß ich auch nicht. Wieso muß man immer aus etwas Selbstverständlichen
gleich so ein Trara machen? Kultig ist "Jalla!, Jalla!" aber auf jeden
Fall.
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