Der Herr der Ringe

Die Geschichte von Frodo dem Hobbit, der die schwere Aufgabe bekommt, einen allmächtigen Zauberring zu zerstören, ist die größte Fantasy-Geschichte aller Zeiten. Es war J. R. R. Tolkien, der als einer der ersten eine komplette Welt voller mystischer Gestalten und Völker beschrieb und in ihr eine spannende und von ihrer Größe als Epos angelegte Geschichte vom Kampf gut gegen böse beschrieb. Dabei ging es nicht nur um Freundschaft und den Fall und Aufstieg ganzer Königreiche, sondern um vieles mehr. Fast jegliche andere Fantasy-Geschichte bedient sich seither aus dieser einzigartigen Quelle. Es waren von nun an die Fans und Künstler, die in der Folgezeit durch ihre Deutungen und durch auf dem Epos basierende Arbeiten das Bild von Mittelerde weiter prägen sollten. Viele Orte und Personen wurden daraufhin immer wieder gezeichnet, gemalt und beschrieben.

Was also muß ein Regisseur tun, um diese Welt, die wie kaum eine andere erforscht und beschrieben wurde, realistisch darzustellen und es dabei allen Fans recht zu machen? Zum einem sollte er sich genau überlegen, wie er es schafft, all die bekannten Orten lebendig zu machen. Dies ist aber dank der voranschreitenden Technologie heutzutage kein Problem mehr. Kein noch so fantasievoll gestalteter Ort ist mehr vor der digitalen Übernahme sicher. Damit dürfte auch spätestens dann, wenn der Zuschauer diese Orte auf der Leinwand sieht, klar sein, daß keine Geschichte mehr unverfilmbar ist. Wenn, dann mangelt es nur noch an der gescheiten Umsetzung der kreativen Kräfte. Peter Jackson hat schon Filme gemacht, in denen mit Computer-Special-Effects gearbeitet wurde und kennt sich somit auf diesen Gebiet aus. Als nächstes sollte dem Regisseur klar sein, daß einem Film nur eine begrenzte Zeit zur Verfügung steht. Will er also aus einem gigantischen Buch einen Film machen, muß er sich von einigen Handlungselementen befreien. Auch damit hat Jackson am Ende keine Probleme mehr. Er bleibt den bekannten Elementen der Geschichte treu, trennt sich aber von all dem unnötigen Beiwerk. Theoretisch für die eigentliche Geschichte unwichtige Begebenheiten löscht er einfach, um aus diesem Buch, das ja doch etwas langsam in Fahrt kommt, ein atemberaubendes Filmwerk zu machen. Damit könnten dann Tolkien-Puristen wirklich Schwierigkeiten haben. Es gibt sogar Szenen, in denen er Personen einfach austauscht. Darf er das? Natürlich darf er das. Wenn dadurch die eigentliche Geschichte nicht verändert wird, wenn er es dadurch schafft, die wichtigen Personen auf schnellsten Wege einzuführen und ihnen die nötige Charakterzüge zu verleihen, dann darf er das, denn wie schon erwähnt, steht ihm nur eine begrenzte Zeit zur Verfügung. Peter Jackson schafft es, obwohl er 178 Minuten Zeit für die Handlung des ersten Teils hat, im Gegensatz zu der alten Zeichentrickadaption noch nicht einmal alle Dinge genau zu beschreiben, die dort ziemlich originalgetreu erzählt worden sind. Berücksichtigt man aber, daß Jackson diesem Filmprojekt schon sechs Jahre seines Lebens geopfert hat, dann sollte man ihm zugestehen, daß er etwas für seine Zwecke verändern darf. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Es ist eine spektakuläre Reise in eine andere Welt, mit rasanten Kamerafahrten, monumentalen Schlachten, die uns ohne jeglichen aufgesetzten Kitsch die Völker der Hobbits, Elben, Zwerge und die der finsteren Orks so nahe bringt, wie es vorher sicherlich noch nie gezeigt wurde.

Auch bei der Wahl der Schauspieler beweist Peter Jackson ein ungewöhnliches Geschick. Mit Ian McKellen als Zauberer Gandalf, Elijah Wood als Frodo und Viggo Mortensen als Aragorn hat er absolute Glücksgriffe getätigt. Natürlich ist auch Altmime Christopher Lee als Saruman und Cate Blanchett als Elfin Galadriel perfekt gewählt und der als Nebendarsteller aus den Indianer Jones-Filmen bekannten John Rhys-Davis ist unter seiner Zwergenmaske nicht mehr wiederzuerkennen. Und spätestens durch diesen Film und einem demnächst in die Kinos kommenden Thriller mit Michael Douglas sollte Boromir-Darsteller Sean Bean einem breiten Publikum bekannt werden. Als letzter sei hier noch Ian Holm genannt, der als Bilbo Beutlin nicht nur die ganze Geschichte ins Rollen bringt, sondern es in einer Szene auch schafft, das Publikum grandios zu erschrecken.

Ihr merkt, ich spreche hier nur von Superlativen. Was bleibt mir aber übrig. Sicherlich ist der "Herr der Ringe" als Film weniger tiefgreifend als das Buch, sicher ist aber auch, daß es auf der Leinwand seit langer Zeit kein packenderes, für ein großes Kinopublikum zugänglicheres, egal ob diese nun das Buch kennen oder nicht, Kinospektakel zu sehen gab. Damit wird sich dieser Film einen Platz zwischen Produktionen von George Lucas, Steven Spielberg und James Cameron sichern. Über die richtige Altersbegrenzung sollte man sich aber auch Gedanken machen, da in den zahlreichen kämpferischen Auseinandersetzungen so mancher Pfeil sein Opfer zielsicher im Kopf trifft und so manch anderer Kopf durch einen Schwerthieb gespalten oder abgeschlagen wird. Damit sollte auch klar sein, daß dies trotz aller Zuschauerfreundlichkeit kein Kinderfilm ist. Aber Kinder tröstet euch, auch ich konnte damals, als die Zeichentrickadaption zum erstenmal in den Kinos lief, diese nicht sehen, da ich noch zu jung war. Dafür habe ich sie mir dann, als ich alt genug war, so oft angeschaut, wie ich nur konnte. Der Zeichentrickfilm war ab zwölf. Für die Realverfilmung würde ich eine Altersbegrenzung ab 16 gar nicht mal für falsch halten. Aber da ja schon "Sleepy Hollow" ab zwölf war, hat auch in diesem Falle die FSK ein Auge zugedrückt. Abgeschlagene Körperteile scheinen niemanden mehr zu erschrecken. Ist ja alles