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In this World
Die Völkerwanderung ist niemals zum Stillstand gekommen. Oft sind es
kleine Randnotizen in den Nachrichten, in denen man erfährt, welch schreckliches
Ende eine Reise von Flüchtlingen vor den Toren Europas genommen hat. So
lange die Heimat nicht mehr der Ort ist, an dem man leben kann, so lange
wird es Menschen geben, die sich anderswo eine neue Heimat suchen. Der
vielseitige britische Regisseur Michael Winterbottom, bei dem es unmöglich
ist, vorherzusagen, welches Thema sein jeweils neuestes Projekt hat, zeigt
sich wieder einmal als ein Grenzgänger zwischen den Möglichkeiten des
Films. Fast wie ein Dokumentarfilmer, mit nur einem Ton- und einem Kameramann
verfolgt er seine Laiendarsteller und deren Weg, der aus einer pakistanischen
Stadt an der afghanischen Grenze herausführt, über den Iran und hinein
in die Türkei. Den Rest der Reise in einem Container auf einem Schiff
wird zu Hölle, da es ohne Nahrung und Wasser fast keine Chance gibt, daß
überhaupt einer die Reise überlebt.
Es bleibt die Frage, ob sich Zuschauer finden, die sich dieser Flüchtlinge
annehmen, die sie auf ihrem Weg der Leiden begleiten, denn diese Geschichte
als Randnotiz in einem Wust von Nachrichten wahrzunehmen, ist die eine
Sache, da wir sie wieder schnell verdrängen können. Doch der Titel gibt
darüber Auskunft, wie es wirklich ist. Diese Geschichte erzählt sich täglich
irgendwo in dieser Welt in all ihrer Realität neu und nun haben diese
vielen Schicksale durch die Hauptpersonen von Michael Winterbottoms Film,
der bei der diesjährigen Berlinale den Hauptpreis der Jury bekommen hat,
ein Gesicht bekommen.
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