Lichter

Die wohl menschlichste Figur des Films mit dem Titel "Lichter" ist die von Ingo. Ingo steht für all die Glücklosen und die Verlierer unserer Zeit, die trotz viel Wille und Einsatz in der Welt, in der sie leben und versuchen Erfolg zu haben, immer wieder auf die Schnauze fallen. Ingo hatte wohl wirklich mal daran geglaubt, daß er mit seinem Matratzenladen Erfolg haben würde. Leider ist ihm schnell das Geld ausgegangen. Die anderen Schicksale dieses Films handeln vom Einwandern und davon, was es wohl bedeuten mag, eine Heimat zu finden, egal ob diese Heimat jetzt ein bestimmter Ort ist oder eine Person, die an diesem Ort lebt. Regisseur Hans-Christian Schmid verfolgt den Weg einer Gruppe Ukrainer, die dachten, daß sie von den Schleppern direkt nach Deutschland hinein gebracht werden. Die Schlepper haben sie aber nur bis zur deutsch-polnischen Grenze gebracht und nicht darüber hinweg. Werden es die illegalen Einwanderer schaffen, eine neue Heimat zu finden? Das Grenzgebiet ist aber auch ein Ort, an dem neue Verträge ausgehandelt werden, um anschließend gebührend gefeiert zu werden. Ein junger Architekt muß feststellen, daß trotz eines bald in die Realität umgesetzten Bauplans er das Glück nicht mit nach Hause nehmen kann. Denn das Glück ist in seinem Fall ein sehr menschliches und hat mit Liebe zu tun. Doch die Liebe kann den geschäftlichen Teil dieses Abends nicht überstehen. Ein Taxifahrer versucht an das Geld für ein Kommunionkleid heranzukommen und wird zum Dieb. Eine Dolmetscherin, die für den Bundesgrenzschutz arbeitete, will einem der Ukrainer über die Grenze helfen. Ein jugendlicher Schmuggler will sein Leben ändern, doch dazu müßte er das Mädchen, das er liebt, dazu bringen, mit ihm zusammen aus ihrem tristen Alltag zu flüchten.

So viele Figuren lernen wir in dem neuen Film von Hans-Christian Schmid kennen und dabei kann es nicht verwundern, daß dieser Film mehr ein Kennenlernen mit den Menschen ist, die im Umland Frankfurt/Oder und Slubice leben oder jenen, die dort nur kurz durchreisen, als daß wir ganze Geschichten erzählt bekommen. Zwar verfolgt die Kamera manche der Protagonisten länger, doch verläßt sie dafür auch andere Personen sehr frühzeitig. "Lichter" ist aber wegen all der vielen Personen, die alle sehr menschlich und authentisch wirken und deren kleine und große Schicksale treffsicher von der Handkamera aufgefangen werden, ein absolut sehenswerter und sehr menschlicher Film. Der passende, sich niemals in den Vordergrund spielende Soundtrack wurde übrigens von der Gruppe "The Notwist" eingespielt.