Mexikanisches Doppel - "Frida" & "Y tu mamá también - Lust for Life" bilden das erste Filmpaar im "Kino im Walzenlager"

Mit dem Fluch, keine aktuellen Filme in ihrem kleinen Kino spielen zu dürfen, kommen die Macher des "Kino im Walzenlager" mittlerweile irgendwie zurecht. Zwar wäre es nett, auch mal das eine oder andere Programmkinohighlight zum deutschen Bundesstart zeigen zu dürfen, doch dazu braucht es halt nach dem Willen der meisten Kinoverleiher ein größeres Kino und die Möglichkeit, einen Film auch länger als eine Woche zu zeigen. So ist man zwar froh, wenigsten ab und an wie zuletzt bei "Okay" auch mal einen Film, der nur einen Monat alt ist, zu spielen, doch ist so was schon ein recht seltener Fall. Zwar wird das Hauptaugenmerk der Kinomacher auch weiterhin auf noch recht aktuellen Filmen liegen, doch schnürt man zwei besondere Kinohighlights, die dann auch mal was älter sein dürfen, jetzt zu sogenannten "Filmpaaren" zusammen. Das erste Filmpaar ist dann auch recht würzig und feurig, da man es den Lateinamerikanern aus Mexiko widmet und dies mit zwei ganz unterschiedlichen Stoffen. Der eine ist einer der Dauerbrenner dieses Kinojahres, der wohl mittlerweile mehr Einsätze in den Kinos erlebt hat, als so manch angesagter Actionfilm oder so manche hippe Komödie.

"Frida" heißt dieser Film und in diesem geht es um das Leben der Künstlerin Frida Kahlo. Frida lebt ihre Jugendjahre in vollen Zügen, was dann doch eine Gemeinsamkeit zu den Helden unseres zweiten Film ist. Dies geht so lange weiter bis sie in einen schrecklichen Verkehrsunfall gerät, bei dem fast jeder Knochen ihres Körpers bricht. Doch mit einem eisernen Willen und mit der Hilfe ihrer Familie schafft es Frida nicht nur, ihren Schmerz und ihren Träume in großartige Bilder zu packen, sie schafft es auch, das Bett wieder zu verlassen. Da Frida nun nichts mehr zu verlieren hat, besucht sie den berühmten Maler Diego Rivera und fragt diesen ungeniert nach dessen Meinung zu ihrer künstlerischen Arbeit. Schnell wird dem Lehrer und seiner Schülerin klar, daß sie von nun an auf ewig zusammengehören. Zwar kann Diego in den folgenden Jahren nicht immer seiner Frau treu sein, doch unterstützt er Frida so gut er es kann. Nun lernt Frida auch die anderen Künstler kennen, mit denen sich ihr Mann gerne umgibt und auch Frida findet hier neue Vertraute. Im Jahre 1930 bekommt Diego das Angebot, in den Vereinigten Staaten zu arbeiten. Mit seiner Frau verläßt er das Land. Frida wird schwanger und Diego macht sich Sorgen, ob Fridas Körper den Strapazen einer Schwangerschaft gewachsen ist.

"Frida" erzählt in beeindruckenden Bildern und mit einer glänzend aufgelegten Salma Hayek als Frida und einem nicht minder beeindruckenden Alfred Molina als Diego von einer großen Liebesgeschichte des letzten Jahrhunderts mit all ihren Höhen und Tiefen. Außerdem wird Frida Kahlos Leben und ihre Kunst von der Regisseurin Julie Taymor zu einer Einheit verbunden und verspielt auf die Leinwand transportiert. So wie die Schmerzen und Träume ihre Kunst geprägt haben, so verschwimmen ihre Bilder und die Realität auch in den Filmbildern. Und wer glaubt, daß ihm die deutsche Stimme von Diego Rivera bekannt vorkommt, aber irgendwie trotzdem diese nicht einzuordnen weiß, dem sei gesagt, daß niemand anderes als Armin Rhode dem Künstler seine Stimme geliehen hat.

"Y tu mamá también - Lust for Life" versetzt uns dann wieder in die Gegenwart Mexikos und wir lernen zwei Jungen namens Julio und Tenoch kennen. Sie gehören den höheren Zehntausend der mexikanischen Gesellschaft an und genießen ihre Zeit vor dem Erwachsenwerden in vollen Zügen. Als ihre Freundinnen sich zu einem Europaaufenthalt auf und davon machen, nicht ohne den beiden 17jährigen vorher ein paar Treueschwüre abzuringen, wissen Julio und Tenoch noch nicht, was sie mit ihrer neuen Freiheit anfangen sollen. Als sie aber auf einer Party die attraktive, aber auch um einiges ältere Spanierin Luisa kennenlernen, geben sie damit an, daß sie einen unglaublichen Strandurlaub machen wollen und dies an einem der schönsten Strände der Welt. Natürlich glaubten sie nicht, daß sich ihnen Luisa wirklich anschließen würde und als Luisa plötzlich mit ihnen zusammen verreisen will, treten Julio und Tenoch eine Urlaubsreise an, die sie eigentlich gar nicht geplant hatten. Und die Reise zum angeblichen Traumstrand stellt die beiden Freunde vor eine harte Probe, da sie sich beide gegenseitig zu übertrumpfen versuchen, um die Zuneigung von Luisa zu gewinnen. Beide wissen nicht, daß Luisa ein ganz persönliches Trauma auf dieser Reise zu überwinden versucht.

Die beiden jungen lateinamerikanischen Machos mit ihren lockeren und stets voller sexueller Anspielungen steckenden Sprüche sind anfänglich für ein anspruchsvolles Kinopublikum sicherlich nicht einfach zu ertragen. Aber auch hier spürt man gleich, die etwas andere, lockere Art des mexikanischen Lebens und diese springt auf das Publikum über, um so erotischer und wilder das Spiel der drei Hauptakteure wird. Trotzdem will ich mir nicht vorstellen, wie die Wortgefechte, die sich Julio und Tenoch liefern, in der deutschen Fassung klingen würden, weswegen der Entschluß des Walzenlagerteams, diesen Film im spanischen Original zu zeigen, sehr zu begrüßen ist. Eins sei aber auch gesagt, der Film ist nicht nur ein erotischer Spaß, er besticht auch durch eine sehr ehrliche Art und es fehlt auch nicht an Bitter- und Traurigkeit. Denn irgendwann ist für jeden die Zeit gekommen, endlich erwachsen zu werden. Und auch dies müssen Julio und Tenoch am Ende erfahren. Neben Maribel Verdu als Luisa und Diego Luna als Tenoch ist es auch wieder einmal der charismatische Gael Garcia Bernai, der nach seinem Auftritt in "Amores Perros" wieder zu begeistern weiß. Nicht nur Bernai hat es geschafft, seinen Ruf als neuer Vorzeigeschauspieler Mexikos mit dieser Rolle auszubauen, auch Regisseur Alfonso Cuarón hatte mit diesem Film in den Vereinigten Staaten soviel Erfolg, daß er nun die nächste Episode der "Harry Potter-Saga" verfilmen darf.

Zu sehen ist dieses mexikanische Duo..... Frida - 11.9. bis 17.9. Y tu mamá también - Lust for Life - 25.9. bis 1.10 im "Kino im Walzenlager", jeweils um 20.oo Uhr