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Okay
Die Dogma-Filme aus dem hohen Norden Europas bescherten den Dänen und
ihren Nachbarländern einen Boom und sie wurden zum neuen Hoffnungsträger
des europäischen Kinos. Lange Zeit waren es die Briten mit ihrer Sozialkritik
und ihrem Lobgesang auf die Arbeiterklasse, die es schafften, menschliche
Schicksale fern von Hollywoodstoffen uns näher zu bringen. Nun sind es
die Filmemacher des hohen Nordens, die uns mit Volkshochschulkursen, Familienfesten
und anderen Momenten aus dem normalen Leben berühren und amüsieren. "Okay"
schließt sich der Reihe, die mit Filmen wie "Mifune", "Zusammen" und "Italienisch
für Anfänger" erfolgreich begonnen wurde, nahtlos an, denn auch hier geht
es wieder um ganz einfache Menschen, die wir alle irgendwie lange zu kennen
glauben. Im Mittelpunkt steht Nete, sie ist das ernährende Familienoberhaupt
und sie versucht in ihrem Berufsleben andere Menschen zurück ins Arbeitsleben
zu bringen. Sie gibt sich nach außen hin stark und sie scheint ihre Familie
fest im Griff zu haben. Dies ist nicht immer einfach, da ihre Tochter
gerade eine schwierige Phase durchmacht, in der es darum geht, die Zahnspange
loszuwerden und ihr Mann Kristian ist ein Autor, der Angst davor hat,
eines seiner Bücher an einen Verlag zu schicken und sich lieber als Aushilfsdozent
an der Universität durchschlägt. Netes Bruder Martin ist schwul und leitet
ein Restaurant. Mit ihrem Vater, der allein in einer kleinen Wohnung haust,
und seine Tochter eigentlich nur für den lästigen Papierkram braucht,
hat Nete eigentlich nicht so richtig viel zu tun. Man ist halt durch die
Familienbande zusammen, mehr aber auch nicht. Doch dann erfahren Nete
und ihr Vater, daß er Leukämie im Endstadium hat und wohl nur noch drei
Wochen zu leben hat. Der Schock darüber sitzt bei Nete tief. Sie beschließt
über Kristians Kopf hinweg, ihren Vater zu sich zu holen und sie setzt
sich in den Kopf, diesen vor seinem Tod wieder mit seinem Sohn zu versöhnen,
da die beiden nach Martins Coming out den Kontakt zueinander abgebrochen
haben. Schon dieses Ziel zu erreichen wäre ja sehr schön für Nete, doch
nach ein paar Wochen ist ihr Familienleben nicht mehr das, was es einmal
war.
Nete bei der Bewältigung ihrer Alltagsprobleme zuzuschauen, macht
sehr viel Spaß. Die Charaktere und ihre Umgebung sind in diesem Film zwar
so angelegt, daß sie alle miteinander in enger Verbindung stehen und auch
irgendwie voneinander abhängig sind, doch erscheint selbst diese Konstruktion
eines "normalen" Familienlebens dem Zuschauer immer natürlich und aus
dem Leben gegriffen. Es fehlt dem Drehbuch auch nicht an humorvollen und
stillen Momenten, so daß man "Okay" einfach anschauen kann und dies nicht,
weil man dem Leben entfliehen will, sondern weil der Einblick in das Leben
dieser netten Familie einem Kraft für das eigene Leben gibt. Das klingt
jetzt etwas aufgesetzt und übertrieben, aber ich glaube, daß gute Filme
wie dieser wirklich dazu in der Lage sind.
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