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Strangers in Paradise #1 of 3, Gold Series Reprint, Mai 1997 erschienen bei Abstract Studio (deutsch Ausgabe bei Verlag Thomas Tilsner/speed)

Autor und Zeichner: Terry Moore

Vor zehn Jahren. Eine Theateraufführung in der High School. Es sind nur noch wenige Minuten bis Francine Peters ihren Auftritt hat und sie kann ihr Kostüm einfach nicht dazu bringen, daß es da bleibt, wo es hingehört. Plötzlich taucht ihre beste Freundin Katchoo auf und sie spricht ihr etwas Mut zu. Dann ist es an der Zeit, um auf die Bühne zu gehen und es kommt, wie es kommen muß. Am Ende steht Francine fast nackt auf der Bühne. Die Gegenwart. Nach einem Abend, an dem Francines Freund Freddie einige Drinks zuviel zu sich genommen hat, versucht er Francine zu etwas zu bringen, was sie bisher noch nicht gemacht haben. Doch der Betrunkene stößt schnell an seine Grenzen und bekommt seine Unfähigkeit auch noch von Francines Mitbewohnerin Katchoo am nächsten Morgen gleich bestätigt. Freddie ist darüber nicht sehr glücklich und er fragt Francine, warum sie, obwohl sie seit einem Jahr zusammen sind, noch keinen Sex miteinander hatten. Francine erzählt ihm darauf von ihrer Angst, daß, wenn Freddie erst einmal mit ihr geschlafen hat, er danach sofort abhauen wird, so wie es ihre Freunde zuvor auch getan haben. Denn irgendwo und irgendwann stoßen diese auf Frauen mit dem perfekten, künstlichen Äußeren. Freddie kann das alles nicht glauben. Warum sollte er ein Jahr um ihre Liebe kämpfen, nur um sie dann, nachdem sie miteinander geschlafen haben, zu verlassen? Das ergibt doch keinen Sinn. Zornig rauscht er aus der Wohnung. Francine bricht zusammen und läßt sich dann von Katchoo wieder aufrichten. Doch beinahe geht Katchoo zu weit. Bevor sich die beiden aber küssen, ist es nun Francine, die aus der Wohnung rennt. Einen Tag später. Francine spricht auf Freddies Anrufbeantworter. Es tut ihr alles leid und gestern war ihr Jahrestag gewesen und sie hat ihn vermißt. Ein Signal läßt weitere Liebesbekundungen nicht zu. Im Museum steht Katchoo vor einer Statue von Rodin. Sie legt etwas in die Hand des männlichen Teils des steinernen Liebespaares und sie wird dabei von David beobachtet. David ist interessiert, was sie in die Hand gelegt hat und muß feststellen, daß es sich dabei um ein Tampon handelt. Daraufhin versucht er Katchoo in ein Gespräch zu verwickeln, doch er stößt auf Widerstand, den er aber mit einer schlauen Bemerkung brechen kann. Francine stürmt in Freddies Büro, obwohl Freddies Vorzimmerdame alles versucht, um sie daran zu hindern. Sie findet Freddie in der Umarmung einer Büromaus vor, zuvor hat sie sich aber schon ihres Regenmantels entledigt. Zum zweiten Mal in ihrem Leben steht sie vor Wildfremden nackt herum. Verwirrt und zornig stürmt sie aus dem Büro. Bei einem Kaffee erklärt Katchoo David, was sie nicht für ihn sein wird. Sie wird nicht seine Liebste und wenn er sie jemals belügt, wird er dies bitter bereuen. Am nächsten Morgen, nachdem Francine ihren Frust mit viel Süßem zu verdrängen versucht hat, holt sie Katchoo aus dem Bett. Freddie ist am Telefon. Freddie will sich mit Francine in seiner Mittagspause im Park treffen. Im Park fängt Francine an, sich zu entschuldigen, denn sie weiß, daß sie es war, die Freddie in die Arme einer Fremden hat laufen lassen. Doch nun will sie ihm geben, was er will. Sie sind füreinander bestimmt und es soll nun endlich in ihrer Beziehung weitergehen. Freddie will das alles nicht und er erklärt Francine, daß eine andere Frau in seinem Porsche auf ihn wartet. Francine ist verärgert. Sie will nun auf der Stelle Sex und schon legt sie ihre Kleider ab. Katchoo scheint nicht zu wissen, was sie tun soll. Aus einem Farbklecks entsteht durch nur wenig dazutun das Gesicht von Francine. Glücklicherweise taucht David auf und lenkt sie ab. Plötzlich wird es draußen sehr laut. Irgendein Auto ist mit etwas zusammengestoßen. Draußen finden Katchoo und David den Unfallwagen, an dessen Steuer eine nackte Frau sitzt. Katchoo ist entsetzt und sie läßt David Francine in die Wohnung tragen und ruft sofort einen Doktor herbei. Als Francine dann auch Freddies Namen von sich gibt, ist für Katchoo der Schuldige für diesen Vorfall gefunden.

"Strangers in Paradise" ist eine Serie, die ein wahrer Segen für einen Comicshop-Angestellten ist. Immer wenn eine Frau nach einem empfehlenswerten Comic fragt, kann dieser auf dieses Kleinod zurückgreifen. SiP bietet einfach alles, was das Herz begehrt. Glaubwürdige Charaktere, humorvolle Passagen, Tieftrauriges und nach und nach ein wirklich komplexes Universum mit vielen Seltsamkeiten, von denen in der ersten Miniserie noch nicht viel zu erkennen ist. Aber SiP war und ist was Tolles. Ein amerikanisches Independentcomic, daß ersteinmal ohne jegliche genretypische Zutaten auskam und einfach nur von ganz normalen Typen erzählte, die einfach nur komplizierte Persönlichkeiten sind und mit denen ein Zusammenleben nicht immer einfach ist. Mehr braucht es auch gar nicht, um einen Leser zu überzeugen, doch man bekommt von Terry Moore, dem freundlichen Comiczeichner und Erzähler aus Houston, Texas noch viel mehr. SiP ist wohl neben "Bone" eine der am schönsten gestalteten Schwarzweiß-Comicreihen. Seit nun 10 Jahren gibt es SiP, obwohl es oft Ankündigungen gab, die Serie das eine oder andre Mal zu beenden. Doch warum sollte man sowas tun? Dafür gibt es doch gar keinen Grund. Wir brauchen Serien wie SiP im Comic, da es immer noch viel zu wenige Comicstorys wie SiP gibt. Einfach nur Geschichten über normale Typen wie du und ich in einem Comic zu erzählen, scheint noch immer kein Trend zu sein. Schade eigentlich. Peter Parker würden wir doch mittlerweile auch lieben, wenn er nicht immer dieses Kostüm anziehen würde, um irgendwelche Typen zu verprügeln.

Strangers in Paradise #2 of 3, Gold Series Reprint, Mai 1997 erschienen bei Abstract Studio

Autor & Zeichner: Terry Moore

Katchoo eröffnet David, daß sie nicht auf Männer steht und nachdem sie feststellen mußte, daß Francine unter Gedächtnisverlust leidet, macht sie sich auf, um es Freddie heimzuzahlen. Freddie kehrt gerade von einer ausgelassenen Party mit einer stark angetrunkenen Frau in sein Apartment zurück und er hat einiges zu tun, um seine Begleitung davon abzuhalten, seine Nachbarn aufzuwecken. Als er mit der Frau gerade zur Sache kommen will, taucht Katchoo in Begleitung eines weiblichen Muskelpakets auf. Freddies Bekanntschaft, die eine Prostituierte ist, was Freddie gar nicht wußte, wird von dem Muskelpaket aus Freddies Wohnung herausbefördert und danach kümmert sich Katchoo um Freddie. Sie will ihm etwas abschneiden und damit allen Frauen der Stadt einen Gefallen tun. Freddie findet sich aber in einem Schaufenster wieder und sein bestes Stück ist noch an seinem Körper, es kann dort aber von allen Frauen, die vorbeikommen, durch eine Lupe betrachtet werde. Freddie schwört bitterlich Rache.

Katschoos Rachefeldzug ist damit beendet und mal schauen, ob sich alle Protagonisten nun in der nächsten Ausgabe von ihren jeweiligen Blessuren (egal ob diese körperlich oder seelischer Natur sind) erholen.