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Ghost in the Shell 2 - Manmachine Interface, erschienen bei Egmont - Manga & Anime

von Masamune Shirow

Tamaki Tamai vom Spiritual Office wird damit beauftragt, den "Ghost" Motoko Aramaki zu überwachen. Motoko selber befindet sich auf einem kleinen Boot und wartet auf ein Treffen mit dem "Doktor". Dieser berichtet ihr von einem Volksaufstand in der Industriestadt Hanva, der von einem gewissen Colonel Chawa für dessen persönliche Interessen genutzt wird. Nach dem Treffen mit dem Doc taucht Motoko mit einem U-Boot hinab zur Meeresstadt Poseidon. Sie bespricht die aktuelle Lage mit Grace, ihrer Vertrauten bei Poseidon. Plötzlich wird Motoko von einem Alarm überrascht. Sie hat ein Piraten-U-Boot entdeckt und als sie merkt, daß die Firewall des Bootes sehr schwach ist, lockt sie sich in das Hirn des Bordfunkers ein. Schnell ladet sie einige Daten herunter, wird dann aber von einem Mannschaftsmitglied entdeckt. Es kommt zu einem kleinen Gefecht unter Wasser. Am Ende bringen sich die Piraten mit einem Rettungsboot in Sicherheit. Motoko hat einen wichtigen File mitgenommen, der von Doktor Rahampol stammt und dessen Wichtigkeit von ihr in der Hektik des Alltags ersteinmal übersehen wird. Als nächstes wird bekannt, daß eine Schweineaufzucht der Meditech Corp, die eine Tochtergesellschaft der Poseidon Industrial Group ist, vernichtet wurde. Hinter dem Anschlag auf das Gen-Ersatzteillager (mit den Schweinen werden menschliche Gene nachgezüchtet) vermutet man die radikalen Kräfte der HLF. Als nach der Besprechung, während einer kurzen Pause, Motoko sich den Ort des Verbrechens anschaut, stößt sie auf eine bestimmte Person. Weitere Nachforschungen führen sie zu einer unter Drogen gesetzten Frau. Die Frau diente als Köder, um durch Motokos Eindringen in das Hirn der Frau Viren nach Poseidon einzuschleusen. Die Verteidigung und das Agieren im Netz findet nicht wirklich körperlos statt, da es künstliche Körperduplikate gibt, mit denen sich Motoko im Netz umschauen kann. Außerdem kann sie jederzeit in sogenannte Decots überwechseln, die ihr auch als Körper in der realen Welt dienen, so daß sie ohne zu reisen an anderen Orten aktiv werden kann. Dies bringt auch das Hauptproblem bei dieser Lektüre dieses Mangas mit sich, da man sich am Anfang immer fragt, welche Frau hier gerade in Aktion zu sehen ist. Meistens ist es Motoko, die je nach Bedarf von einem Körper in den nächsten wechselt und auch oft von der realen Welt in die künstliche Realität der Datenströme überwechselt. Der ersten Virenangriff wird von Motoko versucht zu verhindern, dabei muß sich der eingesetzte Decot auch gegen physische Gegner wehren. Der Virus des Gegners dringt in das Hirn eines wichtigen und von Motoko nicht ganz geschätzten Mitarbeiter Poseidons ein. Im Hirn selbst beginnt Motoko mit der Abwehr der Viren und sie versucht ihren Ursprungsort zu finden. Am Ende findet sie sich wieder in einer Schweineaufzucht von Meditech im Land Monnabia wieder. Der Gegner scheint Meditech für seine Zwecke mißbraucht zu haben und hat die Hirne der Schweine umgewandelt, so daß er sie zusammengekoppelt als Netzwerke nutzen konnte. Motoko, die ihren echten Gegner immer noch nicht kennt, muß einen Weg finden, um mehr herauszubekommen.

Alleine dieser hier vorgestellte Handlungsteil stellt sich in der Comicform als wahnsinnig kompliziertes Konstrukt da. Leser, die von Cyberpunk und der ersten "Ghost in the Shell" Serie nichts mitbekommen haben, werden von den zahlreichen technischen Bezeichnungen schnell überfordert sein und nur verwirrt den Kopf schütteln können. Macht euch aber nichts daraus. Auch ich brauchte viel Ruhe und einen zweiten Anlauf, um dies hier niederzuschreiben. Visuell wird man aber von Masamune Shirow mit vielen tollen Bildern und hübschen Mangagirls in sexy Klamotten für all die Mühe belohnt. Denn Meister Shirow hat mit dieser Serie etwas vollbracht, woran die meisten, die es versucht haben, gnadenlos gescheitert sind. Die Synthese von normalen Zeichnungen und ausgefeilten, am Rechner erstellten Bildteilen hat man niemals zuvor in solcher Perfektion gesehen. Und zu einer Cyberpunk-Story paßt dies natürlich wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge. Hinzu kommt, daß dieser dicke Comicband auch noch, was für ein Manga untypisch ist, viele farbige Seiten zu bieten hat und diese Seiten haben es wirklich in sich. Ihr lieben Mangamacher da draußen solltet euch daran ein Beispiel nehmen und mal häufiger etwas Farbe auf eure Seiten verteilen. Bei diesem Band lohnt sich das und wenn man dann auf die schwarzweiß gehaltenen Seiten stößt, weiß man sofort, was hier fehlt und wieviel von dem eigentlich künstlerisch Möglichen hier nicht möglich gemacht wurde. Und bei einer Story, in der viele gute Grundideen stecken, die aber alle für eine Aneinanderreihung höchst komplizierter Verfolgungsjagden verschwendet werden, wäre es sehr schön gewesen, wenn man diese Kolorierung über die gesamte Länge durchgehalten hätte. Aber wie gesagt, in diesem Band gibt es soviel zu entdecken, daß sich der Kauf wirklich lohnt. Der einzige, der alle wichtigen Elemente dieser Story richtig kennt, bleibt aber ersteinmal für lange Zeit der Autor selbst. Ach ja, bei soviel Text, der bei dem hier verwendeten Seitenformat wirklich sehr klein gedruckt werden mußte, um in die Textfelder zu passen, würde ich mich über eine etwas größer gewählte Neuauflage irgendwann mal richtig freuen.