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U.S. - Uncle Sam #1, erschienen 1997 bei Vertigo (DC)

Autor: Steve Darnall, Zeichner: Alex Ross, Letterer: Todd Klein, Editor: Janette Kahn

Er ist ein verwirrter Namenloser und er hat vergessen, wer er ist und wo er hingehört. So irrt er durch eine große Stadt und gerät immer wieder in die Winkel der dunkelsten Geschichte des Vereinigten Staaten von Amerika. Er zieht für die Unabhängigkeit in den Krieg. Er ist dabei, wenn JFK ermordet wird. Er ist dabei, wenn die Ureinwohner zur Aufgabe gezwungen werden und wenn die Bewohner des Landes für ihre Rechte in den Bürgerkrieg ziehen. Er sieht, wie Schwarze verunglimpft und gequält werden. In der Gegenwart hört er die Lügen der Politiker und gerät zwischen die Fronten von Demonstranten. Uncle Sam liegt immer wieder hoffnungslos am Boden. Er hat seine Identität längst verloren.

Wie wunderschön und grausam realistisch Alex Ross zeichnet, daß muß ich ja wohl niemanden mehr erzählen. Daß diese Geschichte, die nur aus einzelnen Splittern besteht, einem derartigen Zeichner ihre ganze Stärke verdankt, dürfte daher auch nicht schwer zu verstehen sein. Wozu Filmemacher wie Spike Lee und Oliver Stone viele Stunden brauchen, dies wird hier in wenigen Bildern an den Leser herangeführt. Jedes Land hat seine eigene dunkle Geschichte.

U.S. - Uncle Sam #2, erschienen 1997 bei Vertigo (DC)

Autor: Steve Darnall, Zeichner: Alex Ross, Letterer: Todd Klein, Editor: Janette Kahn

Weiter geht die Odyssee des Namenlosen. Weiter führt ihn sein Weg durch die Vergangenheit und Gegenwart der USA. Dabei merkt er nicht nur, daß er persönlich verantwortlich ist für die Gewalt, die in diesem Land herrscht, sondern auch, wie er dazu beigetragen hat, daß dieses Land immer neue Gesetze für den Schutz des Staates und seiner Bewohner bekommen hat. Doch dies alles ist wenig tröstend. Die Vergangenheit und die Gegenwart ist viel zu oft von sinnloser Bestrafung und Ermordung vieler Menschen gekennzeichnet. Nichts hat sich im wesentlichen für die Bewohner geändert. Oder ist dies falsch? Muß Grausames geschehen, damit Hoffnung und Veränderung daraus wachsen können? Auch die Symbolfiguren aus Rußland, England und Frankreich können ihn nicht trösten. Am Ende muß er gegen sein neues Abbild, daß für ein neues Amerika steht, kämpfen. Am Ende ist er derselbe alte Mann, der hilflos auf der Straße hockt.

Der gute Eindruck der Zeichnungen bleibt erhalten und Menschen, die sich in der amerikanischen Geschichte auskennen, haben sicher eine Menge von diesen zwei Comics, wenn sie sich trauen, sich mit diesen auseinander zu setzen. Alles in allem ist dies ein intelligenter Hinweis darauf, wie voll von Geschichten und Grausamkeiten doch die Geschichte einer Nation ist. Was braucht es da noch die Wanderung in fremde Welten, um Neues zu entdecken, wenn wir das Alte doch noch längst nicht ausgiebig erforscht haben. Vielleicht aber wollen wir ja in den Comics auch gerade dieser düsteren Sichtweise auf unsere reale Welt entfliehen?