Zurück zum
Anfang

 

Henning Mankell: Die Rückkehr des Tanzlehrers. Roman.
Wien: Zsolnay, 2002. 505 S. ISBN 3-552-05205-4

Stefan Lindmann, noch nicht dreißig Jahre alt und Polizist in Boras in Südschweden, bekommt an einem Tag direkt zwei schlechte Nachrichten. Er erhält die Nachricht, daß er einen bösartigen Tumor auf der Zunge hat und liest am gleichen Tag in der Zeitung, daß sein ehemaliger Partner und Kollege Herbert Molin in einer einsamen Gegend in Nordschweden ermordet wurde. Da er es nicht erträgt, auf den Beginn seiner Strahlenbehandlung in ein paar Wochen zu Hause zu warten, beschließt er nach Jämtland zu fahren, wo Herbert Molin ermordet wurde. Vor Ort muß er feststellen, daß sein ehemaliger Kollege mit äußerster Brutalität ermordet wurde, er wurde sozusagen zu Tode gepeitscht. Zusammen mit einem Polizisten vor Ort, Guiseppe Larsen, mit dem Stefan sich anfreundet, findet Stefan heraus, daß die Ermordung von Molin mit dessen Vergangenheit als junger Mann während des Zweiten Weltkriegs und seinen politischen Ansichten zu tun hat. Stefan muß erkennen, daß Molin anscheinend sein ganzes Leben lang ein überzeugter Nazi gewesen ist, was dieser vor seinen Kollegen stets verborgen hatte. Stefans Entsetzen steigert sich noch, als er erkennen muß, daß auch sein eigener Vater Mitglied in einer geheimen nazistischen Organisation war und dieser sogar testamentarisch etwas hinterlassen hat. Der ganze Fall wird noch komplizierter, als der einzige Nachbar von Herbert Molin, mit dem er Kontakt hatte, ebenfalls ermordet wird. Eine weitere Verbindung zwischen den beiden alten Männern läßt sich nicht feststellen. Ist wirklich der gleiche Täter für die beiden Morde verantwortlich oder ist es möglich, daß in einer solch abgelegenen Gegend zwei verschiedene Mörder herumlaufen?

Mit der Figur des Stefan Lindmann, der wie Kurt Wallander ein Polizist in einer Lebenskrise ist, tröstet Henning Mankell seine Leser über den Verlust von Kurt Wallander hinweg. Mit der gleichen natürlichen und realistischen Charakterzeichnung schafft er es wiederum, daß sich der Leser schnell mit seinem (Anti-)Helden identifiziert. In bewährter Manier bietet er seinen Lesern den etwas anderen Krimi mit gesellschaftskritischem Hintergrund, bei dem es auch nicht stört, daß der Leser ziemlich schnell erfährt, wer für den Tod von Herbert Molin verantwortlich ist, während die Polizei noch lange im Dunkeln tappt. Herauszustellen ist auch, daß Mankell sich hier mit dem recht unbekannten Thema der Rolle Schwedens während des Dritten Reichs auseinandersetzt. So kann auch der erste Mankell-Krimi der Nach-Wallander-Zeit allen empfohlen werden, die sich an anspruchsvollerer Krimikost erfreuen können. Annemarie Kluge