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Tad Williams: Der Drachenbeinthron. Frankfurt am Main: S. Fischer Verlag, 1991. 954 S., ISBN 3-596-13073-5 Simon ist einer von zahlreichen Küchenjungen auf der Königsfeste namens Hochhorst. Von hier aus herrscht seit vielen Jahren König Johan über das Reich Osten Ard. Simon, der ohne Eltern in der Festung aufwächst, bekommt nicht viel von den großen Dingen, die hier von den zahlreichen Adeligen besprochen werden, mit. Auch der Tod des Königs ist für Simon keine so große Sache. Viel mehr von Bedeutung ist für ihn, als der weise, aber etwas schrullige Hofarzt und Gelehrte Dr. Morgenes sich dazu entschließt, Simon zu seinem Lehrjungen zu machen. Unter Morgenes Aufsicht lernt Simon lesen und schreiben und immer wieder gewährt der alte Mann Simon einen Einblick in die längst vergangene Geschichte des Landes. Simon weiß, daß dieses Land einst den Sithi und nicht den Menschen gehörte. Doch dieses Volk wurde von den Menschen vertrieben. Während Simon sein Leben lebt, ziehen dunkle Wolken über Osten Ard. König Johans Sohn Elias hat die Macht übernommen. Er regiert das Land mit neuer Härte und hilft seinem Volk nicht, als es durch die plötzlich aufkommen harten Winter und die damit einher gehenden Hungersnöten und Plünderungen leidet. Vergeblich bitten ihn verschiedene Adelige um Hilfe, doch Elias hat mit sich selbst zu tun. Allen Beobachtern fällt auf, daß der König immer mehr unter den Bann seines Beraters, des Priester Pryrates, zu geraten scheint. Auch von Elias Bruder Josua fehlt seit geraumer Zeit jede Spur. Baut er eine Allianz gegen seinen Bruder auf? Als Simon eines Abends durch die Kellergewölbe wandert und einen Geheimgang entdeckt, macht er eine grausige Entdeckung. Er findet in einer Zelle den dort gefangengehaltenen Prinz Josua. Mit der Befreiung des Prinzen gerät Simon in Verwicklungen, die ihn zu einer Flucht aus dem Hochhorst zwingen und er gerät in Abenteuer, in deren Verlauf er zu einem der wichtigsten Protagonisten im Kampf gegen etwas unsagbar Böses gerät. Mit "Der Drachenbeinthron" schafft Tad Williams etwas Außergewöhnliches. Zum einen verschafft er den Lesern einen Zutritt in eine fantastische Welt, in der fremde Wesen und Völker leben, die aber zum anderen sehr große Ähnlichkeit mit unserer Welt zur Zeit des Mittelalters aufweist. Erst wenn der Leser nach gut einem Viertel des Handlung den Hochhorst zusammen mit Simon verläßt, geht die Abenteuergeschichte richtig los, die dann vom Verlauf schon Ähnlichkeiten mit der von "Der Herr der Ringe" aufweist. Denn schließlich wandert man mit der Hauptperson von Ort zu Ort und über allem steht ein großes Übel, daß nur mit der Hilfe von mächtigen magischen Gegenständen zu besiegen ist, von dem eins aber schon in den Händen der vermeidlich Bösen ist. Tolkien hat in dieser Hinsicht schon ein einzigartiges Werk geschaffen, dessen Erzählweise und Detailreichtum wohl für alle Zeit als Ursprung der klassischen Fantasy dienen wird. Tolkien ist zwar nicht der erste Fantasy-Autor überhaupt, aber sicherlich der erfolg- und einflußreichste aller Zeiten. Würde man aber deshalb sagen, daß Tad Williams, wie es viele andere Fantasy-Autoren machen, bloß eine Genregeschichte schreibt, bei der man nur den Plot ein wenig abändert und die Personen und Namen ein wenig verändert, würde man ihm großes Unrecht tun. Williams beweist auf fast jeder Seite, welch herausragender Geschichtenerzähler er ist und er schenkt dem Leser eine komplette Welt und eine verdammt spannende Geschichte mit ausgefeilten Hintergrund und vielen sehr lebendig wirkenden Charakteren. Da diese Geschichte in vier Bänden auf fast viertausend Seiten erzählt wird, kann man sich nach dem spannenden Ende des ersten Bandes auch noch auf viele weitere spannende und sehr unterhaltsame Abenteuer freuen. Für mich stehen Simon, Josua und ihre Verbündeten schon jetzt in einer Reihe mit Frodo und seinen Gefährten |
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