Zurück zum
Anfang

In Schlucken-zwei-Spechte. Harry Rowohlt erzählt Ralf Sotschek sein Leben von der Wiege bis zur Biege. Berlin: Edition TIAMAT, 2002. 224 S. ISBN 3-89320-053-3

Wenn der Irlandkorrespondent der TAZ Ralf Sotscheck Harry Rowohlt nach dessen Leben und dem seiner Familie befragt, dann wird dies schnell zu einem unterhaltsamen Vergnügen, das schnell dem Eigenleben einer Harry Rowohlt-Lesung ähnelt, bei dem der Übersetzer, Kolumnist und Gelegenheitsschauspieler von seinen jüngsten Erlebnissen und dem Leben im Schatten seiner bekannten Familie erzählt. Eigentlich ist er es ja leid, danach gefragt zu werden, ob er etwas mit einem bekannten deutschen Verlag zu tun hat, dann aber erzählt er gerne von seiner Mutter, der Schauspielerin und seiner Kindheit, der anschließenden Lehre in jenem bekannten Verlag, in deren Verlauf er auch ziemlich oft den Ort gewechselt hat und so ziemlich viel von Deutschland zu sehen bekam. Weitere Stationen seines Lebens sind eine außergewöhnliche Hochzeitsfeier, ein Amerikaaufenthalt und eine mittlerweile hochgelobte Karriere als Übersetzer und Vorleser. Er erzählt auch von seiner Wahlheimat Griechenland und am Ende kommen auch die Lindenstraßenfans auf ihre Kosten und Harry wäre nicht Harry, wenn er nicht immer mal auch Dinge erzählt, die mit der ihm gestellten Frage so gar nichts zu tun hat und glücklicherweise scheint sein Interviewer da auch gar nichts dagegen zu haben.

An der Herstellung dieses Interviews haben die beiden Gesprächsteilnehmer sicher viel Spaß gehabt, und einige Wein- und andere Flaschen mußten in den sieben Tagen, die sich die beiden dafür Zeit gelassen haben, nicht umsonst um ihr Leben fürchten. Das Ergebnis ist auch ohne Alkoholeinwirkung zu ertragen und zu empfehlen und wäre jede Unterhaltung zwischen zwei lebens- und literaturerfahrenen Menschen so lustig, dann würde sich das "Interview" bald als eigenständige Literaturform behaupten können.