Guy Burt: The Hole. München: Heyne, 2001. 156 S. Bei einem Roman zum Film ist es immer gut zu wissen, ob der Leser nun einen Roman vor sich hat, der als Vorlage für den Film diente oder ob man eine Adaption eines Drehbuches vorliegen hat. Hierbei handelt es sich um die literarische Vorlage. Und so kann wohl jemand, der den Film vorab gesehen hat, beruhigt dieses dünne Buch zur Hand nehmen und auf eine neue Entdeckungsreise gehen. Gleiches gilt dann wohl auch für die, die erst das Buch gelesen haben und sich nun die nicht gerade werksgetreue Verfilmung anschauen können. So steht als erstes fest, daß man Film und Buch als unabhängige Werke betrachten kann, die sich zum größten Teil nur einige der Namen und dieselbe Ausgangsidee teilen. Worum geht es denn aber in "The Hole"? Fünf Schüler lassen sich für drei Tage in ein vergessenes Kellerloch ihrer Schule sperren, zum einen, um einem Schulausflug zu entgehen und zum anderen, um an einem Experiment mit dem wirklichen Leben teilzunehmen. Der besondere Reiz daran ist, daß derjenige, der sich für dieses Experiment verantwortlich zeigt, jemand ist, der es schon jetzt auf der Schule zu dem Status einer Legende gebracht hat. Martyn ist für seine Streiche und hintergründigen Attacken auf das Schulleben bekannt und wird, da er sein wirkliches Gesicht, wenn es darauf ankommt, zu verbergen weiß, von Mitschülern und Lehrern gleichermaßen bewundert. Und mit diesem Ruf als Genie ist es für ihn ein Leichtes, Geoff, Frankie, Mike, Liz und Alex für dieses neue Experiment zu begeistern. So hocken sie nun in einem düsteren Keller und haben die Gewißheit, daß ihr Aufenthalt nur begrenzt ist. Da sie frei über die Zusammenstellung ihrer Getränke und Lebensmittel verfügen konnten, haben sie auch ausreichend Dinge bei der Hand, mit denen man es sich in einem trostlosen Loch, in das kein Sonnenstrahl fällt und aus dem es ohne Hilfe von außen kein Entrinnen gibt, gemütlich machen kann. Klar gibt es auch kleinere Reibereien, doch die sind wohl vorprogrammiert, wenn man für so lange Zeit auf so kleinem Raum zusammen hockt. Doch meistens heißt die Devise einfach Party und möglichst viel gute Laune haben. Und wenn sie dann nach drei Tagen aus dem Loch von Martyn herausgeholt werden würden, wären sie Teil einer neuen Schullegende. Doch es kommt natürlich anders. Am dritten Tag taucht Martyn nicht auf und auch am nächsten fehlt von ihm jede Spur. Langsam, da sie verschwenderisch mit ihren Vorräten umgegangen sind, verfallen die Schüler in Panik. Nur die stets ruhige und genau beobachtende Liz scheint die Sache etwas nüchterner zu betrachten und ergreift die nötigen Maßnahmen, damit sie in dem Loch noch etwas länger durchhalten können. Es ist auch Liz, die die ganze Geschichte aufgeschrieben hat. Die Geschichte springt von der Zeit, in der sich die Schüler in dem Loch aufhalten zu dem Zeitraum, als Liz damit begonnen hat, die ganzen Ereignisse aufzuschreiben. Dadurch wird unmittelbar zu Beginn der Geschichte eine große Spannung aufgebaut, weil die Erzählerin nicht aufhören kann, Andeutungen über das, was kommt, zu machen. Am Anfang denkt man so auch, daß es sehr böse mit den Kindern enden wird. Auch werden wir mit Ereignissen konfrontiert, die sich vor dem Loch abgespielt haben. Hierzu setzt der Autor auf Audiokassetten aufgezeichnete Beschreibungen ein. Damit verdichten sich die Hinweise, daß es sich bei dem Experiment vielleicht nur um den neuerlichen Versuch handelt, das perfekte Verbrechen auszuführen. Eines hat "The Hole" auch mit vielen anderen Thrillern gemein, das dicke Ende kommt erst ganz zum Schluß. Guy Burt, der, als er diesen Roman schrieb, selbst noch zur Schule ging, erzählt diese Geschichte ohne große Umschweife und schafft es, seine jungen Protagonisten nicht mit Klischees zu überfrachten, die wir aus amerikanischen Film- und TV-Produktionen kennen.Am Ende, wenn man das ganze Buch als recht spannende, aber simple Geschichte abtun will, die man gut an einem verregneten Wochenende lesen kann, bekommt man das Gefühl, daß man stellenweise genauso auf den Autor hereingefallen ist wie die fünf Schüler auf den Plan von Martyn. Und dann überlegt man, wann man dieses Buch nochmal zur Hand nimmt, um all die kleinen Details zu überprüfen. Und wenn ein Autor dies schafft, dann kann man als Leser doch mit diesem recht zufrieden sein. |
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