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Neil Gaiman: Die Messerkönigin. München: Heyne, 2001. 368 S.
ISBN 3-453-17798-3

In "Die Messerkönigin" hat Neil Gaiman einige seine Kurzgeschichten, Balladen und Fabeln, die er für die verschiedensten Anthologien und Geschichtensammlungen geschrieben hat, zusammengefaßt. Gaiman kann durch diese Vielzahl von literarischen Gattungen dem mit seinem Werk unerfahrenen Leser zeigen, welche Kräfte er mit seinen Geschichten zu erwecken vermag. Gaiman, der eine große Leserschaft auf der ganzen Welt durch seine vielfach ausgezeichnete Arbeit an der Comicserie "The Sandman" zu begeistern verstand, verwendet auch bei seiner Prosa die dort meisterhaft angewandte Verbindung zwischen realer und mythischer Welt. Viele seiner Kurzgeschichten erscheinen einem als Beschreibung eines Traumes, die ein gewisses Unwohlsein aufkommen lassen ("Maus", "Der Traumfeger"). Andere Geschichten habe eine Liebenswürdigkeit, die ihn mit anderen britischen Autoren wie Terry Pratchett gleichsetzen ("Ohne Furcht und Adel"). Auch spielt Gaiman mit eigenen Erfahrungen, so kann davon ausgegangen werden, daß die in einer Geschichte verwendete Person eines Autors, der versucht, eines seiner erfolgreichen Bücher in Hollywood an den Mann zu bringen, auch mit real gemachten Erfahrungen gespickt ist ("Der Goldfischteich und andere Geschichten"). Schön ist auch, daß zu Anfang der Autor selbst zu Wort kommt und er dem Leser erklärt, wie es zu der einen oder anderen Geschichte gekommen ist. Und selbst in dieser Einführung packt er gleich eine komplette Geschichte hinein, die er bisher angeblich unfähig war zu schreiben. In mehreren Geschichten, die er für Anthologien zu Ehren eines Autors geschrieben hat, spielt er leichtfüßig mit bekannten phantastischen Welten. Eine Pub-Unterhaltung, die ein amerikanischer Tourist mit zwei Dienern Chutullus führt, gehört dabei zu meinen Favoriten dieser Sammlung ("Shoggoth's Old Peculiar"). Gaiman kann natürlich auch sehr böse sein ("Nikolaus war", "Babynahrung") und mit britischem Understatement über die Vorzüge eines Massenrabatt bei der Beauftragung eines Auftragskillers schreiben ("Im Dutzend billiger").

Am Ende dann, wenn man all diese Balladen, Geschichten und Träume gelesen hat, und sich etwas mit dem Werk und dem Autor befaßt hat, der von sich behauptet, daß er selbst noch immer kein Buch geschrieben hat, mit dem er richtig zufrieden war und der immer noch an einem richtig guten Filmprojekt mitarbeiten will, weiß man, daß man von ihm noch viel zu erwarten hat. Eigentlich ist sein bisheriges Werk, zu dem er Hörspiele, TV-Serien, ein Kinderbuch, mehrere Romane, Comics, Filmdrehbücher und journalistische Arbeiten zählen kann, schon höchst beachtlich.