Michael Pearce: Im Schatten des Feigenbaums. München: Diana, 2001, 242 Seiten ISBN 3-453-19602-3 Der Engländer Michael Pearce, der noch im Sudan aufwuchs, als es von den Briten und Ägypten besetzt war, schuf mit seiner Figur des Mamur Zapt Gareth Owen einen Detektiv in Ägypten zu Beginn des 20. Jahrhunderts. 1988 erschien in England der erste Titel dieser Reihe, dem inzwischen weitere gefolgt sind. Gareth Owen ist ein britischer Offizier, der den alten ägyptischen Titel des Mamur Zapt trägt und der offiziell nur dem Khedive, dem Chef der Kairoer Geheimpolizei, verantwortlich ist. In Wahrheit ist er jedoch der Verbindungsmann des britischen Geheimdienstes zur ägyptischen Polizei und wird zu Kriminalfällen hinzugerufen, in die Ausländer involviert sind. Als Walliser hegt er dabei durchaus Sympathien für die Einheimischen und die kleinen Leuten, was bei seinen Vorgesetzten nicht immer auf Wohlwollen stößt. In dem neu auf deutsch erschienenen Roman Im Schatten des Feigenbaums muß er den Fall eines ermordeten Eisenbahnarbeiters aufklären, der beim Bau der Eisenbahn zur modernen Vorstadt Heliopolis vor den Toren Kairos im Jahr 1912 eines Morgens auf den Schienen gefunden wird. Er wird zu dem Fall hinzugezogen, da die Eisenbahnlinie, die äußerst umstritten ist, von einem belgischen Konsortium gebaut wird. Ehe er sich versieht, ist er mitten in einen Streit zwischen den Familienangehörigen des Toten und einigen Gleisarbeitern geraten, die sich zunächst weigern, die Leiche freizugeben. Schon bald werden an ihn von verschiedenen Seiten Verdächtigungen und Theorien über das Mordmotiv herangetragen. Die Belgier wollen ihm weismachen, daß Ibrahim, der Tote, von der Familie seiner Frau wegen einer Affäre getötet wurde. Von anderer Seite erfährt Gareth, daß sich Ibrahim bei einem Streit mit dem Konsortium über die Frage, ob die moslemischen Arbeiter am Freitag arbeiten müssen, als Wortführer hervorgetan hat. Hatte also auch das Konsortium, das unter Zeitdruck steht, einen Grund, ihn beiseite räumen zu lassen? Außerdem gibt es dann noch den Baum der Jungfrau, ein Feigenbaum, der in unmittelbarer Nähe der Eisenbahnlinie steht und unter dem angeblich die Jungfrau Maria bei der Flucht nach Ägypten gerastet hat. Um diesen Baum entbrennt ein heftiger Streit zwischen seinem christlichen koptischen Beschützer und angeblichen Besitzer und den moslemischen Dorfbewohnern ... Im Schatten des Feigenbaums ist ein spannender und höchst amüsanter historischer Kriminalroman vor ungewöhnlicher Kulisse mit einem überzeugenden Helden, der seine Fälle mit Humor und britischen Understatement löst. Ein Lesevergnügen sowohl für Krimifans als auch für historische Interessierte. Annemarie Kluge |
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