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Leon de Winter: Der Himmel von Hollywood. Zürich: Diogenes, 1998. 366 S.
ISBN 3-257-23143-1

Tom Green ist ein Schauspieler, der in seinem Leben einen nie gekannten Tiefpunkt erreicht hat. Gerade aus dem Gefängnis gekommen, scheint Hollywood für ihn keinen Platz mehr übrig zu haben. Er zieht in eine schäbige Absteige und läuft sich nach einem Job die Hacken wund. Ein kurzer Hoffnungsschimmer erlischt durch den plötzlichen Tod eines alten Freundes. Dann trifft er auf seinen alten Schauspielerkollegen Jimmy Kage, der zufällig in der gleichen Absteige lebt wie er selbst. Als diese beiden zusammen mit Floyd Benson, einem weiteren alt gewordenen Schauspieler, der es sogar zu einem Oscar gebracht hat, bei einer nächtlichen Sauftour am Hollywoodzeichen die Leiche eines Mannes finden, der für Benson sogar kein Unbekannter ist, reift in Tom Green ein Plan. Zusammen mit seinen zwei Freunden will er eine Gruppe von Gaunern bestehlen. Dabei müssen die Schauspieler nur in die Rolle von Polizisten schlüpfen. Vorher müssen sie aber herausfinden, worauf es diese Gauner eigentlich abgesehen haben. Während die Geschichte in der Gegenwart sich also damit beschäftigt, wie die drei Schauspieler ihren Plan in die Tat umzusetzen, wird in Rückblicken immer wieder auf das Leben von Tom Green zurückgeschaut. Wie er zusammen mit seiner Freundin Paula, die für Green die Liebe seines Lebens ist, an einem gemeinsamen Drehbuch arbeitet, wie er die Liebe seines Lebens verliert und wie er bei dem Versuch, einen eigenen Film zu produzieren, am Ende im Knast landet. Doch plötzlich taucht die wichtigste Person dieser Vergangenheit in Toms Gegenwart auf.

Während der Teil des Romans, in dem die drei erfolglosen Schauspieler versuchen, das von den Gaunern ergaunerte Geld in die Finger zu bekommen, ganz nüchtern und fast schon emotionslos beschrieben wird, in dem aber trotzdem Humor aus den jeweiligen Situationen entsteht, gelingt Leon de Winter das eigentliche Glanzstück erst auf den letzten 50 Seiten, nachdem die eigentliche Geschichte schon an ihrem Ende angelangt ist. Auf diesen Seiten stellt der Autor alles zuvor Erzählte plötzlich in Frage und er schafft es, durch eine weitere Erzählebene den Leser zu verblüffen. Daß in der im Februar in die Kinos kommenden Verfilmung auf dieses Ende verzichtet wird, ist schon sehr schade. So wird aus der Verfilmung des eigentlichen Hauptteils zwar ein durchaus amüsanter Ganovenfilm mit hervorragenden Darstellern, doch der besondere Aha-Effekt bleibt aus. Dafür lohnt es sich dann aber wieder auch für diejenigen, die den Film gesehen haben, das Buch einmal zu lesen und vielleicht war ja dies das eigentliche Ziel von de Winter, der beim Film auch als Drehbuchautor und Produzent auftritt. Als Regisseur stand ihm übrigens Sönke Wortmann zur Seite. Leon de Winter ist ein filmverrückter Niederländer, der sogar schon selbst als Filmemacher aufgetreten ist und deshalb auch seine eigenen Erfahrungen in dem Buch wiedergeben kann. Als Autor ist er mittlerweile sehr erfolgreich und neben seinen zehn bereits veröffentlichten Romanen hat er weitere Bände mit Erzählungen, mehrere Drehbücher und ein Theaterstück geschrieben. Das Filmhandwerk erlernte er übrigens in den Bavaria-Studios. Später zog es ihn in die USA, doch er selbst behauptet von sich, daß er eigentlich nirgendwo richtig zu Hause wäre.