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Die Anfänger
Seiner Liebe beraubt, sucht Antoine eine neue Bleibe und aus der eigentlichen
Notlösung wird bald eine Gewohnheit, die er mit seinem Mitbewohner Fred
teilt. Ohne Miete zu zahlen, leben sie in der Wohnung eines gemeinsamen
Freundes, der seine Zeit meist in den "Staaten" verbringt. Antoine, der
seiner großen Liebe Valerie nachtrauert und der unfähig zu sein scheint,
sein Theaterstück zu vollenden und sich mit Artikeln für ein Karatemagazin
über Wasser hält, träumt eigentlich von einem normalen bürgerlichen Leben
mit einer festen Arbeit und einer ihn liebenden Familie. Der junge Fred
dagegen lebt einfach in den Tag hinein, liebt Motorräder und arbeitet
ab und an für einen befreundeten Fotografen. Als er Werbung für diesen
verteilt und die hübsche Agnes anfragt, ob Fred der besagte Fotograf ist,
schlüpft er schnell in die Rolle seines Freundes. Leider hat er vom Fotografieren
keine Ahnung und als er auch noch feststellt, daß Agnes in einer festen
Beziehung steckt, sieht auch er sich seines Glücks beraubt. Da aber Agnes
Freund seiner Freundin gerne beim Liebesakt mit anderen Männern zuschaut,
arrangiert sich Fred ersteinmal mit dieser unvollkommenen Beziehungsvariante.
Plötzlich droht aber der Verlust des geliebten Heimes, da die Großmutter
des Freundes beschließt, die Wohnung zu verkaufen. Da weder Antoine noch
Fred ein festes Einkommen haben, stellt diese Situation die beiden vor
einige Probleme. Um an genügend Geld für eine Kaution zu gelangen, beschließen
sie den Safe von Antoines Arbeitgeber zu knacken. Dies gelingt, doch übersieht
Antoine, daß er seinen Schlüssel am Tatort liegen läßt. Antoine, der die
Situation nicht mehr im Griff hat, verliert jeglichen Halt.
Selten hat man eine so lebendig wirkende Freundschaft wie die von
Antonie und Fred auf der Leinwand betrachten dürfen. Dies liegt an der
wirklich sehr gelungen Alltagsbeschreibung, in der die beiden Tagediebe
gefangen sind, die mit ganz viel Liebe und feinen Humor ausgeschmückt
ist. Die seltsamen Verwirrungen des Lebens führen auch manchmal zu abstrusen
Situationen, wenn zum Beispiel Agnes kurzerhand beschließt, während des
Liebesspiels mit Fred vom Wohnzimmer ins Schlafzimmer zu wechseln und
ihr Freund so seine Schwierigkeiten hat, den großen Sessel, von dem er
diese zu betrachten versucht, in den anderen Raum zu befördern. Dieser
Moment und andere wirken aber in der feinen Inszenierung von Pierre Salvadori
niemals überzogen. Da der Film immer auf die Handlungen der beiden Hauptpersonen
ausgerichtet ist, tragen zum weiteren Gelingen des Films die Schauspieler
François Cluzet und Guillaume Depardieu bei, die souverän ihre Charaktere
jederzeit im Griff haben. "Die Anfänger" ist ein wirklicher Juwel im französischen
Kino der 90er, der durch seine zeitlose Geschichte sicherlich noch lange
sein Publikum gewinnen wird und den es zu entdecken gilt.
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