Citizen Cohn

Die McCarthy-Anhörungen zählen wohl zu den schwärzesten Begebenheiten in der jüngeren amerikanischen Geschichte. Senator Joseph McCarthy suchte nach antiamerikanischem Verhalten und fand dieses in großer Zahl bei den Intellektuellen. Dabei half ihm von Anfang an Roy Cohn, ein aufstrebender Anwalt, der dafür sorgte, daß die Rosenbergs wegen Spionage und Landesverrat auf dem elektrischen Stuhl landeten. Roy Cohn wird zu McCarthys Bluthund und schnell einer der gefürchtesten Männer der USA. Während seiner Zeit für McCarthy lernt Cohn auch den Sohn des Hotelkettenbesitzers David Shine kennen, von dessen antikommunistischer Grundeinstellung und seiner unbekümmerten und naiven Art er sofort sehr eingenommen ist. Mit David Shine unternimmt Cohn eine Reise nach Europa, bei der er die amerikanischen Bibliotheken im Ausland von kommunistischen Schriften befreit, zu denen er auch Werke von Steinbeck und Shakespeare zählt. Wieder in den Staaten legt er sich mit Dashiell Hammett an und scheitert bei seinen Versuchen, David Shine vor dem Kriegsdienst zu schützen. In der Folgezeit versucht er sich als Anwalt, der auch auf nichtlegale Art und Weise einen Fall gewinnt. Außerdem lebt er über seine Verhältnisse und betrügt eine reiche Klientin um ihr Geld, was letzten Endes auch zu seinem Ausschluß aus der Anwaltskammer führte. Dabei versuchte er seine persönlichen Mißerfolge meist den Liberalen und im Besonderen den Kennedys anzuhängen. Am Ende stirbt Cohn in einem Krankenhaus an Aids.

Der für den amerikanischen Pay-Kanal "HBO" von Frank Pierson inszenierte Film bietet vor allem eine absolute Glanzleistung von James Woods, der Roy Cohn mit allen Möglichkeiten seiner darstellerischen Kunst als zutiefst von sich eingenommenen Anwalt und Kommunistenjäger zu neuem Leben erweckt. Die Momente, in denen er auf dem Sterbebett mit den Geistern seiner Vergangenheit kämpft, zählen dabei zu den Höhepunkten des Films. Aber auch wenn er bei einem Essen zu sehen ist und ungeniert die Speisen seiner Tischnachbarn probiert, sind einfach tolle und bewegende (TV)Momente. Außerdem sollte nicht vergessen werden zu erwähnen, daß der Betrachter dieses Films auch noch einen Einblick in gut 30 Jahre amerikanische Geschichte erhält und damit ist dieser Film von genau dem gleichen Anschauungswert, wie es die meisten Filme von Starregisseur Oliver Stone sind. Auch wenn dieser Film nie auf einer Leinwand zu sehen war, gibt es ihn als Kaufvideo und auch als DVD. Man kann aber auch einfach warten, daß ihn ein TV-Sender mal ins Programm aufnimmt. Zuletzt lief "Citizen Cohn" auf ARTE.