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Drei Farben: Weiss
Karol wird von seiner Frau geschieden, die behauptet, daß das Ehepaar
niemals die Ehe vollzogen hat. Dies entspricht zwar der Wahrheit, bedeutet
aber nicht, daß der polnische Friseur Karol seine französische Ehegattin
Dominque nicht lieben würde, mit der er in Paris einen gemeinsamen Friseursalon
betrieben hat. Nach der Begegnung vor Gericht hat Karol alles verloren.
Seine Frau, sein Geld und seine Arbeitsstelle. Ein letztes Mal begegnet
sich das Paar im Friseursalon. Auf einen schnellen Liebesakt folgt die
Drohung Dominques, daß sie Karol der Polizei ausliefert, nachdem sie ihren
Salon in Brand steckt und behauptet, daß es Karol gewesen sei, der diesen
gelegt hat. Verschreckt läuft Karol davon. Ihm ist nur noch ein großer
Koffer mit wenigen Habseligkeiten geblieben. Auf seinem Kamm spielt er
nun in einer Metro-Haltestelle, um sich ein paar Münzen zu verdienen.
Die Melodie, die er spielt, wird von einem ebenfalls aus Polen stammenden
Mann erkannt. Die beiden freunden sich an und fangen eine Unterhaltung
an. Karols Gegenüber, ein Mann namens Mikolaj, bietet Karol einen Job
an. Karol soll einen des Lebens müde gewordenen Familienvater umbringen.
Karol lehnt dies ab, nimmt aber das Angebot Mikolajs an, mit ihm nach
Polen zurückzufliegen. Da Karol auch keinen gültigen Paß mehr hat, steigt
er in seinen großen Koffer. Leider geht der Koffer verloren, da er von
Gepäckdieben geklaut wird. So findet sich Karol auf einer riesigen Müllkippe
wieder. Nun weiß er, daß er zu Hause ist. Karol kehrt heim zu seinem Bruder
und arbeitet kurz in dem alten Friseursalon. Schnell aber beginnt Karol
mit großer Geschäftigkeit damit, größere Mengen Geld zu verdienen. Anscheinend
arbeitet der Mann, der alles verloren hat, an der Erfüllung eines großen
Traums.
Ohne die aufwendige und präzise Bildgestaltung und ohne viel Melancholie,
die den ersten Teil der "Drei Farben -Trilogie" bestimmte, stürzt sich
der Held der Geschichte in eine aberwitzige Geschäftigkeit und der Betrachter
des Ganzen bekommt eine mit viel Humor garnierte, aber keinesfalls unintelligente
Geschichte serviert. Eigentlich reiht sich eine wunderbare Alltagsabsurdität
an die nächste und immer wieder geht unser erst sehr geschundener Held
als Sieger hervor. Am Ende aber fragt man sich, ob Karol wirklich das
erreicht hat, was er wollte. Herausragend bei dieser Geschichte ist die
Leistung des Hauptdarstellers Zbigniew Zamachowski, dessen Charakter eine
Selbstsicherheit entwickelt, die mit der Jahre später präsentierten Leistung
eines Kevin Spacey in "American Beauty" zu vergleichen ist. Auch vom Streben
nach dem Ausbruch aus dem trostlos gewordenen Alltag ist hier eine klare
Seelenverwandtschaft zwischen Karol und Lester Burnham zu erkennen. Daß
dieser Film etwas mit dem ersten Teil der Trilogie zu tun hat, ist eigentlich
nur an den Personen zu erkennen, die wir schon in "Drei Farben: Blau"
gesehen haben und die hier nur kurz auftauchen. Da das eigentliche Motto
des Films "Gleichheit" heißt und dieses in vieles hineininterpretiert
werden kann, gibt es auch genug Möglichkeiten, es der Geschichte an irgendeinem
Punkt zuzuordnen. Da werden zum Beispiel gleich zwei Personen im Laufe
der Handlung getötet, um nach ihrem Ableben weiter zu leben. Dem Duo Krzysztof
Kieslowski und Krzysztof Piesiewicz ist ein intelligentes, niemals langweilendes
und teilweise sehr humoriges Stück Kino gelungen.
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