The Sixth Sense

Für Malcolm Crowe hätte es eine der schönsten Nächte seines Lebens werden können. Gerade bekam er von der Stadt Philadelphia eine Auszeichnung für seine Tätigkeit als Kinderpsychologe und dies sollte nun auf romantische Art mit seiner Frau gefeiert werden. Als das Paar das Schlafzimmer betritt, fällt sofort auf, daß sich jemand durch das Schlafzimmerfenster einen Zugang ins Haus verschafft hat. Schon steht ein ehemaliger Patient vor ihnen, der Malcolm beschuldigt, daß dieser ihm nicht geholfen hat. Als der verwirrte Mann eine Pistole zieht, nimmt das Schicksal seinen Lauf. Einen Schuß feuert der Mann auf Crowe, um sich mit dem nächsten selbst zu richten. Monate später. Crowe nimmt Kontakt zu einem Jungen auf, dessen Krankheitsbeschreibung der seines ehemaligen Patienten sehr ähnelt. Diesmal will Crowe alles richtig machen. Langsam baut er eine Beziehung zu Cole Sear auf. Der Junge leidet an Angstanfällen und Kontaktschwierigkeiten. Außerdem findet Crowe auch heraus, daß der Junge auch physischen Verletzungen ausgesetzt worden ist. Daß sich Coles Mutter an den Jungen vergreift, kann Crowe nicht glauben, da er merkt, daß sich Coles Mutter fast genauso unglücklich fühlt wie der Junge selbst. Als Cole auf einer Kinderparty von zwei Kindern in einen Wandschrank gesteckt wird und einen schweren Schock erleidet, bringt seine Mutter ihn sofort in ein Krankenhaus. Als Crowe ihn dort besucht und dem Jungen von seinem eigenen Leben berichtet, in dem Malcolm langsam die Liebe seiner Frau zu verlieren glaubt und er es nicht schafft, einem Jungen zu helfen, erzählt Cole ihm sein Geheimnis. Cole hat die Gabe, tote Menschen zu sehen, die einsam durch die Welt streifen und nicht verstehen wollen, daß sie gestorben sind. Erst glaubt Malcolm dem Jungen nicht. Als er aber noch einmal die Aufnahmen seiner Gespräche mit dem späteren Selbstmörder anhört, muß er feststellen, daß ihm Cole wohl doch die Wahrheit erzählt hat. Doch wie kann er dem Jungen zu einem besseren Leben verhelfen, wenn dieser immer und überall die umherstreifenden und oft auf schockierende Art zugerichteten Toten sieht?

Spannung aufzubauen und über den gesamten Verlauf einer Geschichte zu erhalten, ist schon recht schwer. Dies auch noch mit einem gewissen Anspruch zu verbinden, so daß die Geschichte nicht nur für Genrefans, sondern für ein breites Publikum interessant wird, ist noch schwerer. Dann auch noch einen Schauspieler wie Bruce Willis, den man sich eigentlich nur als Actionheld vorstellen kann, eine Rolle als Kinderpsychologe zu geben, scheint auch nicht gerade auf den ersten Blick eine gute Wahl zu sein. Man sollte aber auch wissen, daß Herr Willis eigentlich eine recht zärtlich klingende Stimme hat, die gar nicht zu den Typen paßt, die wir aus "Stirb Langsam" und anderen Filmen nur mit recht auf cool getrimmter Synchronstimme her kennen. Vielleicht war es diese Stimme, die den Autor und Filmemacher M. Night Shyamalan dazu veranlaßte, diese Rolle Willis auf den Leib zu schreiben. Glück hatte dieser Filmemacher auch bei der Wahl des Jungdarstellers für die Rolle des Jungen. Haley Joel Osment agiert wie ein gut ausgebildeter und erfahrender Schauspieler und dies ist für diese Rolle auch von größter Wichtigkeit. Und jeder, der mal versucht hat, ein Familienfoto mit Kindern zu machen, bei denen diese auch noch ganz normal zu der Kamera hinschauen sollten, weiß, wie schwer es ist, daß sich Kinder in der Anwesenheit einer Kamera "ganz normal" benehmen. Natürlich kam dem Film zu Gute, daß sich schnell herumgesprochen hatte, daß der Film ein absolut überraschendes Ende hat und dies ist schon immer ein guter Grund, um ins Kino zu gehen, denn dort erlebt man echte Überraschungen nur noch allzu selten. Mit "The Sixth Sense" ist den Machern ein echtes Meisterwerk gelungen, daß einem alten Genre neue Kraft eingehaucht hat. Man darf sich mal wieder so richtig im Kino gruseln und wer zuckt nicht auch mal ganz gerne vollkommen geschockt auf seinem Kinosessel unruhig hin und her. Was auch noch wirklich toll ist, ist, daß der Film in sich stimmig ist, was heißen soll, daß man beim zweiten Gucken keinen Fehler in der Erzählung ausfindig macht und daß eigentlich sogar überall Hinweise versteckt sind, so daß man sich nur wundert, warum man beim ersten Anschauen nichts bemerkt hat. Außerdem wurden wir so auf einen gewissen Regisseur namens M. Night Shyamalan aufmerksam, der jedes Genre, daß irgendwie mit dem Phantastischen im Zusammenhang steht, in einen Film zu packen weiß, der am Ende nur ein weiteres sehr menschliches Drama erzählt. Und für jemanden, der immer schon Fantasy-, SF-, Grusel- und Superheldengeschichten liebte, geben diese Filme die Möglichkeit zu beweisen, daß diese Genregeschichten auch einen gewissen Anspruch standhalten können.