Black Box BRD

Alfred Herrhausen kann auf eine Bilderbuchkarriere zurückblicken. Er war einer der mächtigsten Männer der Bundesrepublik. Als Vorstandssprecher der Deutschen Bank war er zu einem lebenden Symbol der Macht geworden. Alfred Herrhausen wurde Opfer eines Bombenattentats. Wolfgang Grams, Terrorist, starb, auf immer noch ungeklärte Weise, durch einen Kopfschuß auf dem Bahnhof Bad Kleinen. Ein Bombenattentat und der Tod eines gesuchten Terroristen bei einem Zugriff der GSG 9 sind zwei Ereignisse der jüngeren deutschen Geschichte. Zwei unterschiedliche Vorfälle, die den Kampf zwischen Staat und der RAF aufzeigen. Zwei vollkommen unterschiedliche Leben in Deutschland. Die Unterschiede werden immer klarer, je mehr wir über die Menschen in den Interviews mit Familienmitgliedern, Freunden und Vertrauten erfahren.

Bei "Black Box BRD" von einem Film zu reden, der die neue Welle der RAF-Filme in Kino und Fernsehen ausnutzt, um für einen deutschen Dokumentarfilm auf ungewöhnliche Weise in den Kinos auf Zuschauerfang zu gehen, würde diesem nicht gerecht werden. Zum einen verzichtet er darauf, auf den Bombenanschlag und den Zwischenfall auf den Bahnhof einzugehen, die sicher schon ausreichen würden, um einen deutschen "J.F.K." zu inszenieren. Wie es bei einem guten Dokumentarfilm immer der Fall sein sollte, legt Filmemacher Andreas Veiel mehr Wert auf die persönliche Auseinandersetzung und so stehen die Aussagen seiner Interviewpartner im Vordergrund. Da es anscheinend zwischen den Personen aus dem Umfeld Alfred Herrhausens und dem von Wolfgang Grams keine Berührungspunkte gibt, erzeugt der Film ein spannendes Bild deutscher Befindlichkeiten.