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Oh Brother, Where Art Thou
In O Brother, Where Art Thou, dem neuesten Werk der Brüder Joel und
Ethan Coen, sind drei Sträflinge in den dreißiger Jahren in Mississippi
auf der Flucht: der einfach gestrickte Delmar (Tim Blake Nelson), der
ständig wütende Pete (John Turturro) und der gerissene Everett Ulysses
McGill, der Held des Films (George Clooney). Auf der Suche nach vergrabener
Beute begeben sich diese drei auf eine Odyssee durch Südamerika. Das Wort
Odyssee ist hier bewußt gewählt, denn O Brother where Art Thou basiert
auf Homers Odyssee, die ja sozusagen das erste Roadmovie überhaupt ist.
Der listige Odysseus, der hier zum haarnetzfanatischen Everett Ulysses
McGill wird, und seine Freunde begegnen so auch diversen Gestalten aus
der Odysse, wie den Sirenen und dem Zyklopen - allerdings in moderneren,
amerikanischen Versionen. Dabei tritt auch John Goodman mal wieder auf,
der in den Filmen der Coen-Brüder ja mittlerweile nicht fehlen darf, und
der auch wieder beeindruckt. O Brother Where Art Thou, auch darin ein
typisches Roadmovie, hat keine stringente Handlung. Statt dessen reihen
sich absurde Begegnungen und Situationen, die vor allem durch die drei
Schauspieler (Darunter George Clooney, der einen überraschend guten Komödianten
abgibt), die sich in altmodischer Komiker-Manier präsentieren, den Film
zu einer überaus lustigen Slapstick-Komödie machen. Dabei ist der Film
nicht nur komisch, sondern präsentiert auch ein ganz eigenes Bild von
Amerika. Das Amerika, das die Coen-Brüder hier präsentieren ist, natürlich
kein realistisches Amerika. Aber so untypisch und magisch die Geschichte
teilweise auch ist, so bekannt sind andererseits die Bilder aus dem amerikanischen
Süden, die Kleidung und vor allem die amerikanische Musik, die den Film
permanent zusammenhält. Im Zusammenspiel mit der Geschichte der Odyssee
wird dieser amerikanische Süden aber als mythische Landschaft neu geschaffen,
in der alles möglich ist - und sei es, daß kein normaler Polizist, sondern
der leibhaftige Teufel hinter den Gefangenen her ist. Umgekehrt werden
bekannte amerikanische Strukturen mythologisch und satirisch verfremdet
- so z. B. der Ku Klux Klan oder der typische amerikanisch-inhaltslose
Wahlkampf. Abstruse Gags, eindrucksvollen Landschaftsbilder und stimmungsvolle
traditionelle amerikanische Musik geben den Hintergrund ab, auf dem Clooney
als moderner Odysseus sein Glück und sein zu Hause sucht. Daß der Film
keine nachvollziehbare Handlung hat, ist dabei kein Nachteil, sondern
notwendig, um Amerika als mythischen Handlungsort dieser Odyssee in neuem
Licht erscheinen zu lassen. (Christian Ulmke) |
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