Leben und Sterben in L.A.
O-Titel: To Live and Die in L.A.
Land/Jahr:USA 1985
Regie: William Friedkin
Drehbuch: William Friedkin, Gerald Petievich (nach dessen Roman)
Darsteller: William L. Petersen, Dean Stockwell, Willem Dafoe, John Pankow, Debra Feuer, Darlanne Fluegel, Kamera: Robby Müller, Musik: Wang Chung, Laufzeit: 115 Min.

Daß richtig gute Action-Filme eine Seltenheit sind, dürfte für den Filmfan ja nichts Neues sein. Es könnte aber sein, daß wir gerade bei diesen Filmgenre auch immer ganz genau hinschauen, um politisch korrekt auch nach den kleinsten Fehlern zu suchen. Bei diesen Film geht dies aber so gut wie gar nicht. Er ist nämlich ein ganz sauberes Stück Film. So sauber, daß man ihm von der Atmosphäre schon als steril bezeichnen könnte. Es kann aber sein, daß Regisseur William Friedkin bei diesen Film nur der Meinung war, er müsse einen Film machen, der ganz typisch für die Zeit ist, in der er entstanden ist. So erklärt sich der Bildstil von selbst, der mit den Filmen von Ridley und Tony Scott, sowie Michael Mann und der TV-Serie "Miami Vice" eine starke Ähnlichkeit aufweist. Wieder ist es, wie bei "French Connection", die Verfolgungsjagd, die brillant inszeniert, sich in den Schädel des Zuschauers einprägt und die gekonnte Gegenüberstellung von gut und böse. Es geht um den Secret Service Agenten Chance (William L. Petersen), der es auf den Geldfälscher Rick Masters (Willem Dafoe) abgesehen hat. Masters ließ Chance Partner zwei Tage vor dessen Pensionierung hinrichten, als dieser Masters Versteck zu nahe gekommen war. Masters ist ein Künstler, der seine Bilder am liebsten nach der Fertigstellung verbrennt. Er lebt für den Augenblick. Aber in seinem Geschäft ist er gut und er hat sich abgesichert durch einen hervorragenden Anwalt und andere Verbündete. Chance dagegen lebt für den Kick, den er spürt, wenn er sich nur an einem Sicherungsseil eine Brücke herunterstürzt oder wenn ihm während einer gefährlichen Situation das Adrenalin durch den Körper jagt. Beide sind auf ihre Art besessen und so ebenbürtige Gegner. Chance gelingt es einen von Masters Verteilern mit viel Falschgeld in einem Koffer zu erwischen. Leider ist der Gefangene nicht geständig. Um Masters auf frischer Tat zu ertappen, müssen Chance und sein neuer Partner Vucovich (John Pankow ) getarnt als Geschäftsmänner ihn bei einem Deal erwischen. Dafür brauchen sie aber dessen geforderte Anzahlungssumme von 30.000 $. Um an dieses Geld heranzukommen, daß ihr Vorgesetzter nicht bereit ist zu beschaffen, plant Chance, das Geld auf eigene Faust zu besorgen. Durch einen Tip seiner Informantin und Bettgenossin (Diese Frau, von Chance in diese Rollen gezwungen, kommt im Gegensatz zu Masters weiblichen Partnerin richtig schlecht weg. Es zeigt sich also wieder, daß die Frauen, die mit dem Bösen anbändeln, vielleicht doch mehr Spaß im Leben haben.) weiß Chance, daß ein Diamantenhändler mit 50 000$ mit dem Zug nach L.A. kommen wird. Er beschließt diesen abzufangen und ihm das Geld abzunehmen. Nach ersten Zweifeln erklärt sich Vukovich bereit, ihm dabei zu helfen. Als es soweit ist und sie das Geld in ihren Händen halten, wird der Kurier erschossen und sie werden durch die ganze Stadt gejagt. Am Ende stellt sich heraus, daß durch ihr Eingreifen ein als Kurier getarnter FBI-Agent getötet worden ist. Vucovich stellt sich nun die Frage, wie er mit dieser Situation umgehen soll, während Chance nun endlich die Chance hat, Masters das Handwerk zu legen. Den ganzen Film über wird die Handlung durch die Machenschaften von Chance und Masters vorangetrieben. Der eine reagiert auf die Aktionen des anderen. Der Zuschauer wird zum Betrachter dieses Spiels. Während sich der Jäger immer mehr in ein Netz aus fast ausweglosen Situationen verstrickt, versucht sich der Gejagte jedem Zugriff zu entziehen und dies tut er sehr gekonnt. Nur einmal schlägt der Versuch sich eines geständigen Informanten, der sich in Haft befindet, durch Dritte zu entledigen, fehl. Spannend und spektakulär ist die durch den mißratenen Raub ausgelöste Verfolgungsjagd. Hier scheinen die Hauptpersonen sich endgültig mit den falschen Gegnern angelegt zu haben. Von überall tauchen Heckenschützen auf und immer neue Fahrzeuge sind bereit, die Verfolgung ihrer abgehängten Partner wieder aufzunehmen. Nur die riskantesten Abschüttelungsversuche können da zum Erfolg führen. Und die Kamera ist bei jedem Augenblick dieser langen Jagd durch die Straßen von L.A. dabei. Sowieso ist es oft das von Robby Müller (der mehr für seine Arbeit für kleine Produktionen von Regisseuren wie Wim Wenders, Jim Jarmusch und Lars von Trier bekannt geworden ist) eingefangene Bild, daß diesen Film über das Mittelmaß hinaushebt.

Immer mit dem richtigen Gespür für den Augenblick fängt die Kamera die Aktionen der Schauspieler ein und ist immer punktgenau, wenn etwas Spannendes oder etwas von großer Bedeutung passiert. Die Protagonisten können zwar das Interesse des Zuschauers wecken, sind aber durch ihre stets zwielichtigen Handlungen für eine Identifikation nicht greifbar genug. Die Musik der Popgruppe Wang Chung, die einst mit ihren Hit "Dance Hall Days" die Hitparaden stürmten, ist es, die diesen Film zu einem Produkt der 80er Jahre abstempelt. Diese Zeit, in der versucht wurde, durch Hinzufügen von zeittypischen Elementen aus Mode und Musik einen gewissen neuen Stil heraufzubeschwören. Im Nachhinein ist dies natürlich zu belächeln und so gibt es kaum einen Film aus den 80ern der nur annähernd als "zeitlos" zu bezeichnen wäre. Doch brachte gerade diese Zeit eine ganze Reihe von Regisseuren hervor, die aus der Werbe- und der Musikbranche her kommend, die große Leinwand eroberten. Eine Art der Talententdeckung, die sich auch weiterhin bewähren sollte. Sicherlich darf Friedkin aber nicht zu diesen Regisseuren gezählt werden, die versuchen hip zu sein. Er ist mehr einer, der es versteht, sich den Bedürfnissen der jeweiligen Zeit anzupassen und manchmal auch dieser seinen altbackenen Stempel aufzudrücken. Außer diesen wirklich guten Momenten des Actionkinos, die er seit "French Connection" beherrscht wie kaum ein anderer und in denen er auch immer dem Gegner des Helden genauso viel Raum gibt wie dem Helden selbst, werden ansonsten wohl nur das Remake von "Lohn der Angst" (Sorcerer 1977) und sein Horrorklassiker "Der Exorzist" (The Exorcist 1973) in der Erinnerung der Fans auf Dauer erhalten bleiben.